18.1.1805
Heüt Abend nach 8 Uhr kam H[an]ß Heinrich Strikler2433
Er habe nicht länger weg bleiben könen, seine sterbende Mutter u. die Unbeholfenheit seines Vaters haben ihn getrieben, wieder nach Hause zukehren; er komme zu mir, um mich um Verzeihung zubitten; er seh es ein, daß er sich beym öffentlichen Stillstand2434
Ich erwiederte:
wenn es ihm bey diesen seinen Aüßerungen Ernst sey, u. die aus aufrichtigem Herzen fließen, so wolle ich mich darüber freüen, u. ihm meine gänzliche Vergebung ertheilen, auch nicht [110] weiter auf ihn klagen: aber er solle sich ja in Acht nehmen, u. das treülich halten, was er mir izt versprochen habe: wenn er sich still u. unklagbar aufführe, so werde Niemand etwas weiter an ihn suchen; u.s.f.
Nochmals versprach er mir obiges alles; u. ich entließ ihn im Frieden u. mit gerührtem Herzen; u. dachte an Salomos Wort: "wenn dem Herrn die Wege eines Menschen gefallen, so versöhnet Er ihm seine Feinde."2435Spr. 16,7 . Vgl. auch Tagebuch vom 26.4.1803, wo Schweizer derselbe Spruch in den Sinn kommt.schliessen
Strikler wurde eines Schlaghandels wegen gesucht und entzog sich seiner Verhaftung durch Flucht; vgl. Tagebuch vom 21.11.1803, 20. u. 21.7.1804.schliessen
im Weidenbach, der im Heüm[onat] v[origen] J[ahres] wieder gefänglich eingezogen werden sollte, u. aber entwich, u. bis auf izt immer fort gewesen war, zu mir, u. eröfnete mir – Er habe nicht länger weg bleiben könen, seine sterbende Mutter u. die Unbeholfenheit seines Vaters haben ihn getrieben, wieder nach Hause zukehren; er komme zu mir, um mich um Verzeihung zubitten; er seh es ein, daß er sich beym öffentlichen Stillstand2434
Der Stillstand setzte sich im 18. Jh. zusammen aus Pfarrer (Vorsitz), Ehegaumer (örtliches Aufsichtsorgan der städtischen Ehegerichte), Kirchmeier (Verwalter des Kirchenguts), Lehrer, Sigrist, Untervogt, Säckelmeister und Geschworenen. Der Name rührte daher, weil seine Mitglieder gewöhnlich am ersten Sonntag eines Monats nach dem Gottesdienst stillstehen, d.h. warten mussten, bis der Pfarrer sie zu sich rief. Haupttraktanden waren neben der Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben, Sozial- und Schulfragen die sittliche Kontrolle der Landbevölkerung; Gugerli, Zwischen Pfrund und Predigt, 85f.; Heer, Die Kirche auf dem Hirzel, 33f.schliessen
wieder mich verfehlt habe; ich soll es ihm zu gut halten, u. nicht weiter auf ihn klagen: er wolle sich gewiß still zu Hause aufführen, u. der Urthel, die über ihn ergangen, treü nachleben, keine Wirths- u. Schenkhaüser besuchen, u. alle lermenden Gesellschaften ausweichen; er bethe Gott u. Menschen wegen seinem vorigen Leben um Verzeihung: er wolle mit der Hilfe Gottes in Zukunft einen unklagbaren Wandel führen. Ich erwiederte:
wenn es ihm bey diesen seinen Aüßerungen Ernst sey, u. die aus aufrichtigem Herzen fließen, so wolle ich mich darüber freüen, u. ihm meine gänzliche Vergebung ertheilen, auch nicht [110] weiter auf ihn klagen: aber er solle sich ja in Acht nehmen, u. das treülich halten, was er mir izt versprochen habe: wenn er sich still u. unklagbar aufführe, so werde Niemand etwas weiter an ihn suchen; u.s.f.
Nochmals versprach er mir obiges alles; u. ich entließ ihn im Frieden u. mit gerührtem Herzen; u. dachte an Salomos Wort: "wenn dem Herrn die Wege eines Menschen gefallen, so versöhnet Er ihm seine Feinde."2435
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