18.1.–20.1.1804
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Den 18–20
War ich in der Stadt. Die l[iebe] Tante1912
Anna Barbara Keller (1736-1810), jüngste Tochter von Hans Balthasar Keller u. Regula, geb. Landolt, Schwester von Elisabeth Gessner-Keller; vgl. C. Keller-Escher, Genealogie der Familie Keller vom Steinbock von Zürich, Bd. 1 u. 2 (ZBZ, Ms Z II 613 u. 613a).schliessen
b[eim] Kleinod1913
Haus am Rennweg 10, das über Generationen im Besitz der Familie Keller vom Steinbock war. Zu jener Zeit wohnten die "Jungfer Tante" Anna Barbara Keller (1735-1810) und von Elisabeth Gessner-Kellers (gest. 1797) Kindern nur noch Dorothea (Döde) dort.schliessen
empfieng mich nicht so leütselig u. freündlich wie sonst ehedem. Ich spührte bey der Döde1914
Dorothea (Döde) Gessner (1749-1830), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, ältere Schwester von Schweizers Gattin Anna, lebte damals bei Tante Anna Barbara Keller im "Kleinod", nach deren Tod 1810 im Hirzel, zuerst im Pfarrhaus, dann im Doktorhaus; Hauschronik, 33, 59, 91.schliessen
nach, was das seyn möchte? u. da sagte mir die Liebe: "Die Tante seye ungehalten darüber, daß wir unser Logie perse1915
Lat. per se: selbstverständlich.schliessen
bey ihr nehmen: sie habe jüngsthin mit ihm1916
Hier und im Folgenden mundartl. Neutrum für das Femininum: ihr.schliessen
darüber geredet u. sich geaüssert, sie sähe es gerne, wenn wir bey unsern Brüdern u. ihr ummachten, u. so wechselseitig bald da, bald dort logirten."
Nun ich mich diesmal bey ihr verabscheiden wollte, fienge sie nicht eben in einem erbitterten aber doch etwas ungehaltenen Tone an: "Herr Pfr! es wäre mir doch in Zukunft lieb, daß sie, wenn sie weiter allhier logiren wollen, zuerst fragen laßen, obs gelegen sey: ich habe das sonst gern, wenn man mich besuchen will: man kömt halt in allerhand Lagen, wo ein Besuch einem eben nicht angenehm seyn könte. U. denn wunderts mich doch, daß ihr das Logie überall1917
überhaupt.schliessen
nie bey eüern Schwägern nehmet, die ja andere u. viele Leute logieren."
Ich erwiederte:
"Ja, Jgfr. Tante! das werden wir schon thun, u. in Zukunft um Logie bey Ihnen fragen. Daß wir bisher so frey das Logie bey Ihnen genohmen, geschah auf der einen Seite aus wahrer Hochachtung gegen Sie u. aus dankbarer Liebe für Ihre uns bisher erwiesene Freündschaft: wir glaubten, wir würden Sie beleidigen, wenn wir unser Logie anderswo nähmen. Auf der andern Seite geschahe es um der l[ieben] Döde willen, bey der wir jedesmal, wenn wir in die Stadt kommen, doch auch gerne sind; u. nirgend anders als hier seyn könen, da es so wenig ausgehen kan." u.s.f. Das leztere schien die Jgfr. Tante zuempfinden, u. sagte: die Döde soll nur gar nicht gebunden seyn, sie habe alle Freyheit zugehen, wohin sie wolle. Ich sagte nichts weiters, u. verabscheidete mich: die gute Döde kam mit mir bis unter das Haus. Nun ists draussen, sagt ich zu ihm; wir werden wohl nicht mehr viel beym Kleinod logieren: es thut uns leid um deinetwillen. Die Liebe entließ mich mit beynahe zitterndem Herzen.
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