17.4.1803
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Sontag den 17 –
Asse der frz. Offizier mit uns zu Mittag: er scheint ein sehr artiger Mann zuseyn; u. es that ihm weeh, nicht mit uns reden zukönen, u. uns verdroß es auch, daß wir uns ihm nicht mittheilen konten.
Kaum war ich heüte mit meinen öffentlichen Geschäften fertig, so kamen Richter Höhn1183
Jakob Höhn, Alt-Richter, 1803 zum Gemeinderat gewählt; vgl. Hauschronik, 47ff.schliessen
u. Heürlimann1184
Wahrscheinlich Hans Caspar Hürlimann, Stillstandspräsident 1800-1802, ab 1803 Gemeinderat und Friedensrichter.schliessen
zu mir mit einer neüen Mediationsakte, die folgende zween Punkte in sich enthielte ...
"1. Herr Pfarrer Schweizer mache sich anheischig, seine Pfarrpflichten getreü u. gewißenhaft zu erfüllen; nichts politisches mehr auf die Kanzel zubringen, u. alles Vorgegangene ins Meer der Vergeßenheit zuversenken außer den neüesten Vorfällen, die in der Untersuchung ligen.
[61] 2. Hergegen verpflichte sich die Gemeine, mich als ihren Seelsorger u. Pfarrer anzuerkennen u. mich als solchen zuschäzen u. zuehren; u. anbey auch alles in Absicht aufs politische Vorgefallene ganz zuvergeßen.1185
Im Brief an Dekan Nüscheler als Beilage 5 erwähnt, im Nachlass als Abschrift vorhanden; Erste Mediationsakte: FA Schweizer/Heusser, D II 6.schliessen

Ich stuzte u. machte Einwendungen besonders gegen das, daß ich nichts politisches mehr auf die Kanzel bringen dürfe: dies könne schlechterdings nicht seyn, dies beschränke meine Redensfreyheit, u.s.f. ich köne dies nicht unterschreiben.
Dann, sagte Höhn, mache ich die ganze Gemeine unglüklich: er bethe mich um Gottes u. um aller Guten willen, der Gemeine entgegen zugehen, so alleine könne eine Aussöhnung zu Stand kommen.
Ich fragte, ob diese Schrift der Gemeine vorgelegt worden? nein erwiederte Höhn, aber viele von meiner Wiederpart haben sie gesehen u. genehmigt.
Ob er sicher sey, daß die ganze Gemeine diese Schrift annehme?
Ja, das wolle er mir garantiren: ich solle sie um's Himmels willen unterzeichnen.
Ich hielt nun mit den Meinen u. mit Hauser1186
Hans Heinrich Hauser, wird 1803 Präsident des neuen Gemeinderats.schliessen
u. Hürlimann Rath; die Meinen fanden die Unterschrift schwirrig; Heürlimann bath mich dafür, u. Hauser mahnte mich davon ab, die Gemeine habe mir keine Beding vorzuschreiben, besonders, die in mein Pfarramt eingreiffen.
Ich sagte dem Höhn, ich wolle mich noch einwenig besinnen, u. liess ihn gehen.
Nun waren wir allein, u. erwogen die Sache von allen Seiten: endlich sagte ich – "wenn mit meiner Unterschrift der Friede in meiner Gemeine hergestellt u. eine wahre Aussöhnung ihrer mit mir erzwekt werden köne, so wolle ich es thun, aber mit dem Beding, wenn diese Mediationsakte von der Reg. Commission in Zürich gut geheißen u. approbirt1187
Von lat. approbare: behördlich genehmigt.schliessen
werde."
Und so unterschrieb ich wirklich diese Akte. Hauser u. Hürlimann überbrachten sie der Munizipalität, wo Schuhlmeister1188
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
sie laut gelesen, u. über diese Unterschrift so aufgebracht worden sey, daß er sie unter die Bank geworfen: so sey alle ihre Arbeit vereitelt: ich habe dem Höhn nichts davon gesagt, daß ich sie so unterschreiben wolle u.s.f. Und damit seye die ganze Munizipalität aufgebrochen u. knurrend aus einander gegangen. Hauser u. Hürlimann ließen ihr aber sagen, daß sie diese Mediationsakte Morgens auf Zürich schiken soll, sonst verklagen sie dieselben. Staub1189
Möglicherweise der am 6.4.1803 erwähnte Munizipal Jakob Staub.schliessen
ward darauf gewählt, mit dieser Schrift Morgens frühe in die Stadt zugehen: u. dem konten wir nun auch Briefe an unsre Lieben mitgeben, die überall1190
überhaupt.schliessen
noch von nichts wussten, was seit Freytag bey u. unter uns vorgefallen: ich beschrieb es ihnen alles so gut ich konnte; aber ich ward zum schreiben nicht sonderlich aufgelegt, denn ich ward von allem müde gemacht.

 


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