17.2.1801
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[31] Den 17
war ich in der Auw:581
Halbinsel Au bei Wädenswil.schliessen
Frau Toblerin582
Anna Katharina Tobler, geb. Schinz (1750-1816), Gattin von Franz Heinrich Tobler (1748-1828), Pächter, später Besitzer des Landgutes Au; W. Ganz, Die Familie Tobler von Zürich 1626-1926, Stammtafel 2.schliessen
hätte gern viel mit mir über die Lieben zu Bändlikon583
Die beiden Schwestern Anna Margaretha (Grite) Keller (1763-1820) und Anna Catharina (Cäther) Nägeli, vorher Brunner, geb. Keller (1764-1818).schliessen
geredet: allein, wir waren in der Wohnstube, u. allso nicht allein – daher ich rükhältig584
zurückhaltend, reserviert; Grimm 14, Sp. 1371.schliessen
thate. Beym Abschied sagte sie – ich begleite sie – ich ließ es geschehen. So bald wir allein waren, fieng sie an:
Ich spühr es ihnen an, daß sie mit der Sache zu Bändlikon nicht zufrieden sind.
Ich: wer kan das auch, der diese Lieben in der ehevorigen Stille u. christlichem Wesen gekannt hat, u. sie nun in eine so gemeine, Geraüsch- u. Gefahrvolle Haushaltung hineingeworfen sind.
Sie: Aber diese ihre Veranderung ist doch aüsserst providentialisch: ich glaubte es erst auch nicht, aber nun bin ich davon überzeügt.
Ich: u. wie haben die Lieben auf Bändlikon Ihnen die Sache entdekt?
Sie: Sie sagten mir gerade anfangs –
"Sie glauben Winke vom Herrn zuhaben, sich einen grössern Wirkungskraiß zumachen."
"Sie glauben Winke vom Herrn zuhaben – dieser größere Wirkungskraiß sey ihres Freundes Nägelis Haus."
Ich: Gewiß wird da die Rede gewesen seyn von christlichem Wirken? Haben sie das nun erhalten? Leben sie nun wirklich in vollem christlichem Wirken in dieser Haushaltung?
Sie – nicht eben auf diese Frage antwortend: Der Nägeli hat doch gute Hofnungsvolle Kinder.
Ich, freylich – aber gewiß auch adamische585
Vermutl. im Sinne von; "menschliche, gegen den Sündenfall nicht gefeite Kinder".schliessen
Kinder, wie wir alle.
Sie: Wissen Sie auch, wo es der l[ieben] Crite eigentlich fehlet? u. wie es nun zu Bändlikon stehet?
Ich: ich bin sehr begierrig, das zuvernehmen.
Sie: ich war etwa vor 3 Wochen auf Besuch daselbst, und traf die l[iebe] Crite ganz niedergeschlagen u. traurig an: nichts zeigte es586
Hier und im Folgenden mundartl. Neutrum für das Femininum; hier: sie.schliessen
von seinem sonstigen aufgemunterten Sinn: so bald ich die Cäther allein sahe, fragte ich ihns587
Mundartl. für: es (= sie).schliessen
– was das seye: das antwortete mir ... "wir sind in einer fürchterlichen Lage der Crite halber ... die Liebe glaubt, ich liebe ihns588
Mundartl. für: es (= sie).schliessen
nicht mehr; wenigstens nicht mehr so wie ehedem: es seye mir, seit ich mit Nägeli verheürathet bin, gleichgültig u. entbehrlich geworden: macht mir deßfalls viele Vorwürfe, u. will durchaus in allem, daß Nägeli mit ihm mache wie mit mir!"
Ich seüfzte tief in meiner Seele,589
Diethelm Schweizer hatte diesbezügliche Erfahrungen, hatte er doch ähnliche Eifersuchtsszenen in der Dübendorfer und später noch in der Dieboldsauer Zeit von Seiten der Schwester seiner Frau, Regula Gessner (1751-1792), erlebt; vgl. dazu auch im Begleitbuch zur CD das Kap. III, darin: "Vom Kandidaten zum Pfarrer", Anfang.schliessen
u. sagte zu Frau Toblerin: "Mein Gott! ists schon zu dem gekommen! Wie sehr bedürfen diese Lieben unsers Gebethes!" Und damit schied ich von der l[ieben] Begleiterin, denn es abenddämmerte schon, u. hatte noch eine Stunde weit zugehen.
Auf meinem ganzen Heimweg schwebten mir die Lieben zu Bändlikon stets vor: ich habe an dem, was ich von Frau Toblerin inne ward, den Schlüssel zu vielem erhalten, das ich schon ein paarmal zu Bändlikon sah u. bemerkte, aber mir nicht getraute, Jemandem ein Wort davon zusagen, im Glauben – "ich köne mich irren." Aber nun ists aufgeschlossen! u. auf Bändlikon ist alle Ruhe, aller Frohgenuß, u. allso gewiß auch alle idealisierte u. getraümte Wirksamkeit hin! Gott, erbarm dich ihrer! seüfzte ich viel, u. kam nach Hause: ich traf meine Nette590
Anna Schweizer, geb. Gessner (1757-1836), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, verh. 1785 mit Diethelm Schweizer; vgl. Hauschronik, 30, 32-34, 91, 139f.schliessen
u. Sette591
Elisabeth Gessner (1755-1831), Schweizers Schwägerin, Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, lebte seit der Heirat Schweizers mit Anna Gessner 1785 in deren Haushalt, vgl. Hauschronik 33, 91.schliessen
eben allein, u. schnell musst ich mein Herz gegen sie leeren! Herr Jesus! wie sie erschraken! u. doch ists uns allen nicht so unerwartet: es witterte uns immer so etwas: von der l[ieben] Crite wussten wir, daß es das Baürische in allen Sinnen physisch u. moralisch nicht werde ertragen mögen: nun ists allein in seinem Stübgen, die andern bey der Haushaltung u. bey der Arbeit; u. da brütet die Liebe in ihrem Alleinseyn, man achte sie nicht mehr oder ist das wirklich? u. leidet die Liebe darunter?,592
oder ... darunter?: nachträglicher Zusatz am Rand.schliessen
u.s.f. u. ihre Kränklichkeit macht sie dann mürrisch, ungehalten, u. argwöhnisch: u.s.f.
Nach all dem – wie wird unsre Bäbe593
Bäbe Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner; auch hier ist eine implizite Anspielung auf die Verbindung der Fam. Keller mit der Fam. Hess enthalten; vgl. dazu schon eine Bemerkung von Georg in einem im Tagebuch auszugsweise zitierten Brief Georgs vom 23.10.1799.schliessen
bestehen??

 


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