16.2.1805
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Den 16 Horn[ung]
Unsre l[iebe] Regel2491
Regula (Regeli) Schweizer (1791-1874), dritte Tochter von Diethelm Schweizer u. Anna, geb. Gessner; vgl. Hauschronik 34 u. passim.schliessen
begleitete die vorige Woche die l[iebe] Sette Hess,2492
Maria Elisabeth (Setli) Nüscheler-Hess (geb. 1786), Tochter des Landschreibers Rudolf Hess (1750-1798) und der Anna Elisabetha, geb. Hofmeister (1770-1800), Nichte von Bäbe Gessner-Hess; nach dem frühen Tod der Eltern im Haus Gessner-Hess auferzogen: verh. 1809 mit Hans J. Nüscheler (geb. 1789), Sohn von Pfr. Friedrich Salomon Nüscheler (1745-1799) und der Anna, geb. Ulrich (geb. 1756); vgl. Hauschronik, 141; Stammbaum Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
die bey uns war, in die Stadt, u. wir erlaubten ihm,2493
Hier und im Folgenden mundartl. Neutrum für das Femininum; hier: ihr.schliessen
einige Zeit da zubleiben. Nun schrieb uns gestern die l[iebe] Bäbe auf'm Graben,2494
Anna Barbara Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
wo die Regel logirt ist, folgendes ...
"Liebe Herzen!
Lezten Montag sagte unser Settli2495
Hier wahrscheinlich Bäbe Gessners Tochter Elisabeth Wichelhausen-Gessner (1785-1858).schliessen
zu eüerm Regeli, es sollte wieder weisse Schnürli u. Zötteli haben zuverkaufen: wenn es wolle, so köne es ihm in Zukunft machen, wenn es bedürfe, es wolle sie ihm bezahlen, wie bisher dem Knöpfmacher. Darüber hatte das l[iebe] Regeli eine gar so grosse Freüde; und dies veranlasste mich, neüerdings daran zudenken, was wol auch dies fähige, geschikte Kind zulernen im Stand wäre, womit es sich u. seinen Schwestern manches zur Freüde u. zum Nuzen verschaffen könte. wir unterredeten uns mit einander, mit dem Regeli, u. auch mit der l[ieben] Tante im Pfarrhaus2496
Anna Gessner-Lavater (1771-1852), Tochter von Johann Caspar Lavater u. Anna, geb. Schinz, verh. 1795 mit Hans Georg Gessner.schliessen
u. Schönenhof,2497
Vermutlich Anna Gessner, geb. Schulthess (geb. 1775), Tochter der Bäbe Schulthess-Wolf und Gattin von Jakob Gessner.schliessen
u. fanden, die Arbeit, die die solideste u. nicht immer der aendernden Mode unterworfen wäre, u. die es in nicht gar langer Zeit, u. ohne viel Kosten an Geld lernen u. das meiste verdienen könte, wäre die so genante Hausarbeit – vom Diensten Hembd bis zum feinsten Herrn-Hembd, wo es, wenn es diese Arbeit bey einer der besten Arbeiterinen lernete, nie um Arbeit verlegen seyn müsste, u. einen schönen Lohn perse2498
Lat. per se: selbstverständlich.schliessen
fragen2499
erfragen, verlangen.schliessen
dürfte.
wenn ihr, l[ieben] Aeltern! nun deßen zufrieden wäret, u. einsähet, es wäre etwas schönes, wenn eine eürer Töchter so was erlernte, u. sie sich u. ihren Schwestern manches schöne Kleidungsstük u. dergleichen Dinge verdienen könte; so würden wir uns anheischig machen, das l[iebe] Regeli bey uns zubehalten, so lang es lernen muß, u. forderten dafür keine Entschädigung, als die, daß wir ihm Arbeit geben würden, an der es nach u. nach alles, was in dieses Fach einschlägt, erlernen könnte; u. da würden wir in dieser Zeit alles thun, was wir könten, ihm sein Leben bey uns vergnügt u. nüzlich zumachen; wir hielten ihns2500
Mundartl. für: es.schliessen
in jedem Sinn wie eine eigene Tochter; u. würde unser Jacque2501
Bäbe Gessners Sohn Jakob Gessner d.J. (1782-1806); ord. 1804, Vikar in Horgen, 1805 Katechet in Oberstrass, verfiel in Melancholie und hungerte sich zu Tode; ZhPfrB, 296.schliessen
ihm bisweilen Schreibübungen geben; u. der Onk[l]e Pfarrer2502
Hans Georg Gessner (1765-1843), Sohn von Pfr. Caspar Gessner u. der Elisabeth, geb. Keller, Schwager von Diethelm Schweizer, verh. mit 1) 1791 Bäbe Schulthess, 2) 1795 Anna Lavater; ord. 1787, dann Vikar seines Vaters in Dübendorf, 1791 Diakon und 1794 Pfr. am Oetenbach und Diakon am Fraumünster, 1799 Pfr. am Fraumünster, 1828 Pfr. am Grossmünster und Antistes; ZhPfrB, 295; HBLS III, 500; Georg Finsler, Georg Gessner, 1862.schliessen
nähme ihns2503
Mundartl. für: es.schliessen
gewiß in eine seiner Religions-Unterrichtstunden, so daß es in keinem Sinn etwas versaümen würde. Es läge bey Settli Hess, u. seine Kleider hätten bey den Seinen Plaz, so daß es eüch nichts als den Lehrlohn, u. die Zeit kosten würde. wenn eüch dieser Vorschlag gefällt, so würden wir ihm gerade in 8–10 Tagen eine Lehrerin verschaffen: es selber ist alles deßen ganz zufrieden, u. würde sich recht herzlich freüen, wenn ihr eüre Einwilligung gern u. mit Freüden dazu geben würdet. Alle unsre Lieben im Schönenhof,2504
Stadthaus der Barbara Schulthess-Wolf, an der Ecke Kühegasse (heute Rämistrasse) – Stadelhofgasse gelegen. Seit seiner Heirat mit Anna Schulthess wohnte auch Jakob Gessner d.Ä. dort.schliessen
Pfarrhaus2505
Pfarrhaus der Gemeinde Fraumünster, Waaggasse 1/3, Amtswohnung von Hans Georg Gessner und der Anna, geb. Lavater.schliessen
u. Kleinod2506
Haus am Rennweg 10, das über Generationen im Besitz der Familie Keller vom Steinbock war. Zu jener Zeit wohnte die "Jungfer Tante" Anna Barbara Keller (1735-1810) und von Elisabeth Gessner-Kellers (gest. 1797) Kindern nur noch Dorothea (Döde) dort.schliessen
gustiren2507
Von ital. gustare: goutieren, finden Gefallen (an).schliessen
die Sache u. finden sie sehr zwekmässig ohne jedoch, daß wir damit einen Eingriff in eüre Aeltern Rechte thun wollen: das wisst ihr aber wohl, u. empfindets, daß es aus Liebe geschahe, daß an so was gedacht wurde: u.s.f.
Was dies th[eüre] Bäbebriefgen auf uns wirkte, soll folgende Antwort sagen, die ich diesen Abend noch an die Lieben schrieb ...
"Theüre Liebe!
Was ihr uns gestern in Absicht auf unsre l[iebe] Regel geschrieben, frappierte uns sehr. wir hätten schon gerne unsre aeltern Töchtern2508
Elisabeth (1786-1824) und Anna Schweizer (1787-1837).schliessen
ein Mehrers lernen laßen, als unsre Hausarbeit in sich begreift, aber wir fanden keinen Ausweg dazu: nun ihr uns einen der Regel halben eröfnet, sollten wir das nicht mit herzlicher Liebe u. innigem Dank annehmen? Ja freylich stimmen wir ganz in eüren Plan ein, u. überlassen eüch die Ausführung desselben mit vollkomnem Vertrauen; und wollen dann schauen, wie wir eüch immer entschädigen könen: u. wenn uns das nicht gegeben würde, so wirds der reiche Herr für uns thun! Behaltet die l[iebe] Regel nur bey eüch, u. fangt mit ihm eüren Plan an, so bald ihr könnet: wir hoffen, es werde sich lernbegierrig erzeigen, u. eürer Liebe allweg zuentsprechen suchen, was ihm mündlich oder schriftlich wird eingeschärft werden. Auch werd ich so wohl dem l[ieben] Jaque als dem l[ieben] Onkle Pfarrer schreiben, was es des unterrichtens halben bedarf.
Wird die Lehrerin Monatweise bezahlt? oder wird mit ihr auf ein halbes oder ganzes Jahr akkordirt?2509
Von frz. accorder: vereinbart, ein Vertrag geschlossen.schliessen
Unsern aeltern Töchtern ist diese Sache ganz recht; nur aüßerte die zweite sich – sie hätte so was längst schon für sich gewünscht. Aber beyden Kleinen2510
Anna Margaretha Barbara (1797-1876), die spätere Meta Heusser-Schweizer, und Dorothea Schweizer (1799-1822).schliessen
kömts doch schwer an, ihre Regel nicht mehr zu ihrem Unterhalt zuhaben. Jedoch wird es sich damit schon machen; sie freüen sich dann nur desto mehr, wenn sies bisweilen zusehen bekommen.
So seht ihr, Liebe! daß wir diesen eüren Plan nicht nur für keinen Eingriff in unsre Aeltern-Rechte, sondern vielmehr für die Erfüllung unsrer stillen geheimen Wünschen halten, die schon lange unser Herz unsrer Kinder halben nährte, die wir aber bey uns tragen mußten, weil wir überall2511
überhaupt.schliessen
keine Aussicht u. keine Auskunft2512
Im Sinne von: (Ab-)Hilfe, Ausweg; vgl. Grimm 1, Sp. 898f.schliessen
vor uns sahen. Izt verehren wir in eüerm uns mitgetheilten Plane des Herrn für uns u. unsre Kinder sorgende Liebe, u. danken Ihm u. eüch, daß Er da unserm Herzen Luft gemachet hat: ewig seye sein Namme angebethet!
Die Kleider der l[ieben] Regel werden in Ordnung gemacht, u. so viel das bis künftigen Freytag geschehen kan, ihm dann überschikt werden. Braucht indeß das l[iebe] Kind, wozu ihr immer wollet, u. wie ihrs könet: u. der Herr gebe zu eüerm ganzen Werk sein göttliches Gedeyhen. Mehr kan ich nun nicht: es ist Samstag Abend.
Des Herrn segnende Liebe seye mit eüch u. mit eüern eüch neü liebenden
Geschwistern
im Hirzel.
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