16.1.1805
Zurück zum Register
4 Vorkommen in diesem Eintrag
Eintrag drucken
Den 16.
Diesen Vormittag liesse der kranke Schuhlmeister2424
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
mir sagen, ich solle auch zu ihm kommen, er habe etwas mit mir zureden. Ich gieng nach 10 Uhr, u. da sagte er mir: er fürchte, wir haben ein grosses Unglük in der Gemeine: Hägis Johannes2425
Johannes Hägi, Sohn des Mathis Hägi, Neuveu des Stillständers Hans Rudolf Hägi (vgl. auch Tagebuch vom 27.1.1805).schliessen
habe am Montag Abend einen Grob im Dürrenmoos2426
Weiler nordwestlich von Hirzel-Kirche; die Person konnte nicht identifiziert werden.schliessen
geschlagen, u. der lige nun ganz sinnlos u. werde vermuthlich sterben. Ich erschrak fürchterlich: Gott im Himmel schon wieder ein Todschlag in meiner Gemeine! u. an solchem Tag! aber, sagt ich, warum wird dies auch erst izt angezeigt? Die Leüte, erwiederte er, haben ihm gesagt, es habe zuerst nicht so gefährlich geschienen, aber seit gestern Nachmittag habe der Geschlagene heftige Schmerzen bekommen, u. rede nichts mehr: u.s.f. Nachmittag gienge ich zu ihm hin u. besuchte den Kranken, er lag in einem heftigen Schweiß, den Kopf nicht verbunden, nur ein nasses Tüchlein auf der Wunde, die nicht groß ist, u. auch nicht mehr blutete: Herr Distrikt Arzt Ammann,2427
Geschlecht aus Thalwil; Mitglieder dieser Familie waren immer wieder Ärzte; HBLS I, 345.schliessen
der eben bey ihm war, verordnete nichts als überschläg mit Wasser u. Essig, u. eine Fieber Mixtur: die Wunde schien nicht gar gefährlich zuseyn, aber der Fieberschweiß, in dem der Kranke lag, machte mir bang. Ich fragte ihn, ob der Hägi einen besondern Haß oder Groll gegen ihn gehabt? er antwortete ganz ordentlich: nein, er wiße nichts, sie haben nie nichts mit einander gehabt, weder Gutes noch Böses. Es waren viele Leüte in der Stube, die ein groß Lerm machten, daß Hägi ein Mörder sey: ich wandte mich an sie, u. suchte ihre Entrüstung zu mildern – sie sollen doch izt des Kranken schohnen, der müsse doch, wenn er sterbe, mit versöhntem Herzen sterben. Eben das sagte ich auch dem Kranken, er müsse sich nun in Gottes Nammen auf alles gefaßt machen, u. besonders dahin trachten, daß er mit einem verzeihlichen Herzen gegen den Hägi sterbe, indem er so allein Verzeihung von Gott für sich erwarten dürfe. Mehr redte ich nicht mit ihm, um ihn nicht anzugreiffen; noch einige Trostworte gab ich den Aeltern, u. entfernte mich, u. war froh, wieder in das Freye hinaus zukönnen, denn es drükte mich in dieser Stube u. unter diesen Leüten immer etwas, das ich aber nicht nennen kan.
––

 


Zurück zum Register