Hürliman¹⁹⁰⁰ war diesen Morgen wol bey 2 Stunden bey mir: er redte viel von der Capler-Schafnerey¹⁹⁰¹ u. von seiner Hofnung, sie dennoch zuerhalten, wenn schon Hauser¹⁹⁰² sich neben ihm darauf melde. Endlich sagte er – "er müsse mir doch auch einmal sagen, was allgemeines Gerücht sey: nemlich – er sey mit meiner aeltesten Tochter¹⁹⁰³ versprochen: es sey ihm zwar gewiß kein Sinn hieran gekommen, bis das Gerücht ihn hierauf aufmerksam gemacht habe." – ich erwiederte: "Dies Gerücht seye auch für unsre Ohren gekommen: ich müsse ihm aber frey sagen, daß meine Tochter viel zu jung sey, um einem solchen Gewerb vorzustehen; u. dann müsse er sich um eine Person umsehen, die Geld habe." "Ja, sagte er, er müsse doch, wenn er auf Kappel komme, eine Frau haben, u. er habe nicht nothwendig auf Mittel zuschauen, weil er deren eigne habe." "Ich, das ist unstreitig, daß er alsdann eine Lebensgefährdtin haben müsse; u. die werd er auch finden – wo? das werde sich zeigen! übrigens wollen wir gleich gute Freünde bleiben." u. damit entließ ich ihn.
Die Art u. Weise, wie Hürlimann hierüber redte, hatte nichts schokantes; u. nach den Grundsäzen der Welt würde unsre Sette eine gute Parthey machen: aber mit einem Menschen, der keine religiose, u. nur mittelmässig moralische Grundsäze hat, unsre Sette sich verehlichen laßen – davor verwahre ihns¹⁹⁰⁴ u. uns unser Gott!
Sonst scheinen unsre beyden aeltern Töchtern für die Ehe Hang zuhaben: das Beyspiel der jungen ihnen bekanten Töchtern, die sich verheürathen, hat viel Reiz für sie: wir müssen daher über sie wachen u. bethen, daß der Herr sie nicht in Versuchung führe; ach Er sie auf Religiosität u. Frömmigkeit schauen, u. nur der ihr Herz schenken mache!