15.6.1803
Auf meinen gestrigen Brief schrieb uns heüt unsre l[iebe] Bäbe1508
Bäbe Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
dieses ... "Was soll ich auf eüern l[ieben] Brief antworten? warlich ich weiß es nicht – Eüre Klagen über den Stillstand der Betreibung eürer Angelegenheiten sind gerecht; u. eüre Sorge, wenn der Huber1509
Ihre Constituirung1510
Wie ihr von Anfang eürer Verfolgung bis izt den Schuz u. die Bewahrung unsers Gottes erfahren habt, so werdet ihr ihn ferner erfahren: Er fängt nicht izt an, eüch u. eüer Eigenthum bösen Menschen Preiß zugeben. Dies Bewusstseyn, diese Erfahrung, wie ihr in seinem Schuze sicher stehet u. an seiner Hand geht, wird eüch auch Kraft geben, auszuhalten, u. auszuwarten dem Ende dieser Sache: denn ausgewartet muß es seyn, anders ist nichts zumachen: u.s.f."
Dies Bäbebriefgen enthält gerade die Spraache, die die vorige Woche gegen meine Nette1511Jakob Huber im Feld, der Anführer von Schweizers Gegnern; vgl. Hauschronik, 43f., 51f.schliessen
länger frey u. ungestraft bleibt, nichts weniger als unbegründet: aber, was könen wir auch dagegen sagen von Seite der Menschen, das eüch beruhigen kan – wir, die so gar nichts von dem wißen, was von Seite der Regierung vorgenohmen wird. Wir hoffen u. glauben mit Zuversicht, willkürlich u. mit Vorsatz schiebt die Regierung eüre Sache nicht auf: aber, es sind der Sachen so viele, die berathen u. aus der graülichsten Unordnung in Ordnung gebracht werden sollen, u. die sich auf's Ganze beziehen, daß sie unmöglich sich so, wie es uns nothwendig scheint, mit dem Einzelnen befaßen kan, so wichtig dies Einzelne dem ist, den's angeht. Ihre Constituirung1510
Nach der Wahl des Kleinen Rates ging die Regierung äusserst zielstrebig daran, den Kanton neu zu organisieren, resp. vorrevolutionäre Zustände wieder herzustellen; im Mai und Juni wurde v.a. die neue Verwaltung und das Gerichtswesen eingerichtet; Dändliker III, 168f.schliessen
ist vor allem aus nöthig; eher hat sie den Gewalt u. das Ansehen nicht, das sie haben sollte: u. wie viel Zeit u. berathens brauchts, bis dies im rechten Gang ist. Sie muß es geschehen laßen, daß in solch einzelnen Fällen die Guten in der Gemeine, die den Gang der Sachen weder kennen noch verstehen, eine Zeitlang an ihr irre werden; aber um deßwillen kan sie nicht anders machen: u. ich hoffe, am Ende rechtfertigt sich ihr Gang, wenn sie von oberer Einwirkung frey ihre Constituirung vollenden kan. Und könnte sie dies nicht, oh dann ist es warlich noch beßer, sie habe nicht mit zu viel Kraft sich solchen Kerls wiedersezt: dann genade aber Gott allen guten Menschen in unserm ganzen Canton! Wie ihr von Anfang eürer Verfolgung bis izt den Schuz u. die Bewahrung unsers Gottes erfahren habt, so werdet ihr ihn ferner erfahren: Er fängt nicht izt an, eüch u. eüer Eigenthum bösen Menschen Preiß zugeben. Dies Bewusstseyn, diese Erfahrung, wie ihr in seinem Schuze sicher stehet u. an seiner Hand geht, wird eüch auch Kraft geben, auszuhalten, u. auszuwarten dem Ende dieser Sache: denn ausgewartet muß es seyn, anders ist nichts zumachen: u.s.f."
Anna Schweizer, geb. Gessner (1757-1836), Tochter von Pfr. Caspar Gessner u. Elisabeth, geb. Keller, verh. 1785 mit Diethelm Schweizer; vgl. Hauschronik, 30, 32-34, 91, 139f.schliessen
u. mich durchgehens in der Stadt geführt ward, sie machte uns Langeweile, u. wir sehnten uns wahrhaftig schon am Mitwoch wieder nach Hause. Um dieser durchgängigen Spraache willen, die man gegen uns führt, kopirte ich dies Briefgen hier ein. ––
