15.4.1803
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Freytag den 15
Kam dieser Herr1164
Kaspar Landis (1766-1841), Arzt, Sohn des Heinrich Landis, Arztes, von Richterswil, Mitglied der Wädenswiler Lesegesellschaft, 1798 Mitglied der Landeskommission, seit dem Rücktritt Aschmanns Adjunkt des Bezirkstatthalters, 1803 Grossrat; Brändli, Die Retter der leidenden Menschheit, 380, 420.schliessen
um 8 Uhr hieher, u. versammelte so gleich die Munizipalität: er berief mich zu sich ins Schuhlhaus, u. eröfnete mir, er sey von der Reg. Commission beauftragt, heüte die hiessige Gemeine zuversammeln, u. sie zur Ruhe u. Stille zuermahnen,1165
Die von Landis zu verlesende Erklärung der Regierungskommission ist in einem Brief vom 15. Mai 1802 an Dekan Nüscheler als Beilage 2 erwähnt und im Nachlass in zwei Abschriften vorhanden; FA Schweizer/Heusser, D II 3a u. b.schliessen
u.
"da meine Sachen in den Gang des Rechten gewiesen, so habe er den Auftrag, mir anzuzeigen, daß ich meine Klagpunkten auf Stempelpapyr1166
Amtliches Papier mit Prägestempel u. Wasserzeichen.schliessen
geschrieben ihm eingeben soll, damit er sie dem Distriktgericht Horgen übergeben köne."1167
Als Beilage 3 im oben angeführten Brief an Dekan Nüscheler erwähnt und als Abschrift im Nachlass vorhanden; FA Schweizer/Heusser, D II 4.schliessen
[Dok. 19]
Ich versprach das zuthun, u. empfahl mich. Ich kam mit Wehmuth zu den Meinen zurük; u. da ich ihnen gesagt, was es sey, wurden auch sie weehmüthig – daß wir diesem Gericht übergeben werden sollen. Mordbrennerey gehört wahrhaftig nicht für das: u. dann soll ich prozeßiren? u. mit wem? Es sind ja überall1168
überhaupt.schliessen
keine Thäter am Tag, u. da müßte ich mit der ganzen Gemeine den Prozeß führen. Warlich unsre Lage wird immer schwieriger u. drükender: wir unterhielten uns izt über die vakante Pfrund Laufen1169
Bis 1803 war Heinrich von Lähr Pfr. von Laufen, übernahm im selben Jahr die Pfrund von Marthalen; 1803 (nach Etat des Zürcher Ministeriums, 106), 1804 (nach ZhPfrB, 572) kam Ulrich Trechsler nach Laufen.schliessen
von der unser l[iebe] Georg uns sagte, daß ich leichthin dahin kommen köne: wir konten uns aber zu nichts entschliessen.
Ich sezte indeß die Klagepunkten auf, u. brachte die nach dem Essen dem Hrn. Dokt. Landis selbst: [Dok. 17] er aß bey's Hausers1170
Wahrscheinlich Hans Heinrich Hauser, Präsident des neuen Gemeinderats von 1803.schliessen
zu Mittag: da befande sich auch die alte Munizipalität, u. der Praesident1171
Jakob Grob (1750-1809), Zimmerberg, Präsident der Munizipalität ab 1802, 1803 in den Grossen Rat (Kantonsrat) gewählt.schliessen
u. der Leüthold1172
Jacob Leuthold in der Seiten, seit 1798 Munizipale.schliessen
von der neüen, die ich dem Herrn Doktor aufdekte als Scheff von meinen Feinden, u. die Freyheit nahm, vor ihm mein Herz gegen sie zuleeren. Herr Dokt. nahm das Wort, u. sagte – "wie es wäre, wenn heüte eine Mediation1173
Frz.: Vermittlung; Landis nimmt das Wort Napoleons auf, das auch der neuen Verfassung und dieser Epoche der Schweizer Geschichte den Namen gegeben hat.schliessen
zwischen mir u. meiner Gemeine zu Stand gebracht würde: das wäre eine seiner grösten Freüde, er biete sich zum Mittler dar: unsre Aussöhnung könte nicht nur für unsern Canton, sondern unser ganzes Vaterland von wichtigen Folgen seyn."
Ich anerbott mich hierzu von ganzem Herzen; allein die Munizipalen mungeten1174
Mundartl. für: brummten.schliessen
nur: indeß nahmen sich mehrere Gemeinsglieder der Sache mit Ernst an; u. ich verfügte mich nach Hause, u. schrieb auf Stempelpapyr folgende Punkte ...
1. Ich nehme die von Herrn D. Landis eingeleitete Mediation von Herzen gern an.
2. Ich will alles Kränkende, Beleidigende, Weehthuende, das mir zugefügt worden, ganz vergessen u. von Herzen verzeihen.
3. Ich will mit meiner Gemeine so viel an mir stehet, im Frieden leben.
4. Ich fordere von meiner Gemeine, daß mir alles Geschädigte ersezt, u. ich von ihren jeweiligen Vorstehern vor allen weitern Beschädigungen gesichert werde.
5. Daß mir in keinem Fall etwas von dem Boshaften u. Lügenhaften, das über mich erdacht u. ausgestreüt worden, je zur Last gelegt werde.
6. Daß die Mediation zwischen mir u. der Gemeine von der Reg. Commission gut geheißen u. garantirt werden soll.1175
Dieser Text ist als Abschrift auf dem Blatt mit Schweizers Klagpunkten (D II 4) enthalten; vgl. FA Schweizer/Heusser, D II 5.schliessen

Ich harrete nun den ganzen Abend, ob Herr Dokt. Landis mich noch zu sich bescheiden werde: allein das geschahe nicht mehr, u. so wusste ich nicht, ob u. was aus der Mediation werden werde. Inzwischen kamen die angekündigten Exekutionstruppen an, etwa 60 Mann, die sich beym Sprizenhaüsli postirten u. in Ordnung stellen, u. dann ganz feyrlich unterm Drommelschlag auf's Hausers Plaz zogen, wo sie einbilletirt1176
Einquartiert; Soldaten und Offiziere erhielten ein "Billet" mit Namen und Adresse der ihnen zugewiesenen Unterkunft.schliessen
wurden. Man gab mir Niemanden, was ich mir aber auch verbat. In solcher Ordnung u. so Respekt einflößend zogen noch keine Franzosen hier ein: meine Gemeine ist aber durch sie auch gar sehr in Furcht gesezt worden. Und so kam dieser für uns schwere Tag zu seinem Ende: wir waren froh, daß es nachtete u. stille ward. Bald nach dem Nachteßen betheten wir mit einander, u. legten uns müde zu Beth.
Noch muß ich von diesem Tag bemerken, daß wir von unserm Georg die vortrefliche Erkantnuß der Regierungskommission, die heüte meiner Gemeine vorgelesen wurde, in Copia1177
Im FA Schweizer/Heusser D II 3 a u. b.schliessen
erhielten: sie macht meine ganze Gemeine für alles verantwortlich, was mir weiter begegnen werde, u. enthält die schärfsten Polizey-Anweisungen.

 


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