15.3.1803
Kame der Schuhlmeister am Morgen zu mir, u. sagte, der Praesident schike ihn zu mir, u. der lasse mir durch ihn sagen:
"Die Munizipalität lasse die beschädigten Fenster nicht zurecht machen: es seye nie der Gemeine Schuldigkeit gewesen, im Pfarrhaus zubauen; das habe immer das Fraumünsteramt zu Zürich gethan. In eine Untersuchung des neüen Vorfalls lasse sie sich nicht ein, außer sie erhalte Befehl dazu von Zürich."
Dieser Munizipalitäts Beschluss ist so dumm u. so boshaft wie möglich: so zwingt sie mich ja selbst, die Sache auf Zürich zuberichten; u. so giebet sie sich bloß, daß diese Frevelthat mit ihrem Wißen geschehen seye.
Ich sezte mich allso hin, u. schrieb an die VII Commission1101
"Die Munizipalität lasse die beschädigten Fenster nicht zurecht machen: es seye nie der Gemeine Schuldigkeit gewesen, im Pfarrhaus zubauen; das habe immer das Fraumünsteramt zu Zürich gethan. In eine Untersuchung des neüen Vorfalls lasse sie sich nicht ein, außer sie erhalte Befehl dazu von Zürich."
Dieser Munizipalitäts Beschluss ist so dumm u. so boshaft wie möglich: so zwingt sie mich ja selbst, die Sache auf Zürich zuberichten; u. so giebet sie sich bloß, daß diese Frevelthat mit ihrem Wißen geschehen seye.
Ich sezte mich allso hin, u. schrieb an die VII Commission1101
Die "Siebnerkommission", d.h. die neue provisorische Regierung. Der Brief ist als Abschrift und Beilage 1 zu einem Brief an Dekan Nüscheler vom 15. Mai 1803 erhalten; FA Schweizer/Heusser, D II 2a u. b.schliessen
u. auch an Herrn Antistes;1102Johann Jakob Hess (1741-1828), ord. 1760, dann Vikar seines Onkels Kaspar in Neftenbach, anschliessend ausführliches Bibelstudium, Grundlage seines grossen theologischen Werks, 1777 Diakon am Fraumünster, 1777-1795 Präs. der Asketischen Gesellschaft, 1795 Antistes; HBLS IV, 208f.; ZhPfrB, 334f.; ADB; G. Gessner, Blicke auf Leben und Wesen von J.J. Hess, 1829, F. Ackva, Johann Jakob Hess (1741-1828) und seine Biblische Geschichte, Bern 1992; Nachlass in ZBZ: FA Hess 1741, und StAZ: Amtsnachlass.schliessen
u. bat besonders die erstere, mich meines Lebens in dieser Gemeine sicher zumachen, u. eine scharfe Untersuchung dieses neüen Vorfalls zuveranstalten. [Dok. 12] ––
Heüte verreiste die l[iebe] Bäbe wieder von uns: es war uns leid, daß es1103Mundartl. Neutrum für das Femininum: sie.schliessen
diesen fürchterlichen [Vorfall] noch bey uns erleben mußte: wir lebten sonst 15 liebe stille u. frohe Tage mit einander, wo wir oft unsre Herzen öfneten u. über unsre Angelegenheiten, über die Geschichte unsers Vaterlandes, über den Zustand der Christenheit uns unterhielten. ––
Weder gestern noch heüte liesse sich Jemand aus der Gemeine bey uns sehen: selbst von den Beßern Niemand: keiner wundert, was es auch im Pfarrhaus gegeben u. wie es da drein sehe. wir müßens ihnen überlaßen: aber es zeüget doch von wenig Intresse für uns. ––
