15.2.1803
Zurück zum Register
1 Vorkommen in diesem Eintrag
Eintrag drucken
Dienstag den 15 –
Heüte in der Wochenpredigt ohne Gesang1042
Der Schulmeister Hans Heinrich Strikler wirkte in der Kirche auch als Vorsänger.schliessen
aus pur lauterer Nichtachtung – des Schuhlmeisters, dem ichs bestimt gesagt, daß, wenn Leichen oder Taufen auf den Dienstag fallen, dann die Wochenpredigt gehalten werde: u. nun hörte er heüt das erst u. zweite Zeichen u. das dritte mit allen Gloken laüten, was bey einem kleinen Leichli nie geschieht, wenn nur abgedankt wird, auch ward das kleine Leichli bey der Schuhlstube, in der er war, vorbey getragen, u. dennoch kam er nicht in die Kirche. Ich begreiffe diese Nachlässigkeit nicht.
Heüte kamen wieder Franzosen in die Gemeine: aber nicht um meinetwillen, sondern um nicht bezahlter Handaenderungen willen, die die Regierung nun einmal im Ernst eintreiben will: so soll sie auch an die nicht bezahlten Patente u. an den ausstehenden Zehnden wollen: u. da werden die Wiederspenstigen meiner Gemeine noch genug Franzosen bekommen. Sonderbar, daß die gleichen, die aus Sorge für die Regierung mich verfolgten, nun um ihres Ungehorsams willen gegen dieselbe gestraft werden: so wirds immer offenbarer, daß nicht Intresse für die Regierung, sondern Haß gegen mich – christlichen Lehrer sie zu Eifer wieder mich gereizt habe.
––
Noch ein Heüte ... ich muss zu dieser Zeit alles mit einem Heüt bezeichnen. Heüte kam ein Mann aus der Gemeine zu uns, der vor 3 Wochen sich mit einem unglüklichen Hieb, den er mit einer Axt in die Knieeschiebe that, übel verwundete u. viel Blut verlor, so daß er in einem Schlitten nach Haus gebracht werden musste: ich besuchte ihn, u. redte mit ihm über seine Umstände: ich liess mich nicht heraus mit unserm Pflaster; er aber schien darauf abgestellt zuhaben, u. durfte es mir doch auch nicht sagen: ich wiederhohlte meine Besuche, u. immer näher redte er, so daß ich zuletzt nicht anders konnte, als ihm zusagen, wenn er von unserm Pflaster wolle, so wolle ich ihm eines auflegen: schnell faßte ers auf, u. bald verspührte er Beßerung, so bald, daß er heüte, ungefehr nach 10 Tagen, da er dies Pflaster braucht, zu uns kommen konnte – er kam, u. brachte uns zur Dankbarkeit eine Rindzunke u. eine Hamme als Mezgeten.1043
Mundartlich: Schlachtplatte.schliessen
Ich bemerke dies hier nur darum, um anzudeüten, wie wir auf der einen Seite unsrer Gemeine unentbehrlich sind, u. je die Bessern gerne ihre Zuflucht zu uns nehmen in ihren Angelegenheiten: u. auf der andern Seite diese Beßern uns ziemlich u. weit hinan etwas ersezen, was uns von den Bösen abgeht. So erleichtert der Herr uns unser Hierseyn, u. zeigt uns damit, daß Er unser Bleiben hier genehmige u. soutenire.1044
Von frz. soutenir: unterstütze.schliessen
––

 


Zurück zum Register