14.12.1802
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Dienstag den 14. Morgens
Bald nach 8 Uhr sahen wir, daß meine Gegner sich bey der Kirche versammelten: wir glaubten, sie wollen da eine Zusamenkunft halten, allein sie giengen in Baurlis885
Im Hirzel seit Mitte des 18. Jh. gebräuchlicher Übername für Angehörige der Fam. Huber auf der Vorderen Höhe, später der Familie Leuthold ("Puurli Ruedi" usw.).schliessen
Haus: u. da bemerkten wir ein stethes hin u. her laufen, u. es ward mir mit Gewißheit gesagt – "daß sie kommen u. mich wegführen werden!" Gott! welche bange Zeit hatten wir da – bis 11 Uhr, wo Gv. Schuhlmeister886
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
kam, u. uns sagte: "es gebe nichts daraus – die Rotte sey in ihren Meinungen getrennt." Dies leichterte unser gepreßtes Herz.
Mittlerweile kam's in der Gemeine herum, was im thun sey: u. da sahen wir zu unsrer Freüde, daß etwa 20 Gutgesinnte sich bey dem Schuhlhaus versammelten, die ließen auf der Stelle der Munizipalität sagen: "sie fordern von ihr, daß sie zu der Rotte hingehen u. ihr sagen soll, daß sie aus einander gehe, u. nichts unterfange: sie laßen ihren Pfarrer gewiß nicht wegführen: sie wagen Leib u. Leben für ihn, u. stehen mit vereinigten Kräften gegen eine solche Schande für die ganze Gemeine: auch machen sie die Munizipalität für alles verantwortlich."
Dies, u. dann ein Brief vom Reg. Stadthalter, der schon am Samstag in die Gemeine hätte kommen sollen, u. der izt der Rotte verlesen ward, wirkte ganz gut: die Rotte gieng aus einander, u. schlich nach Hause – ohne mich zuberühren.
Welche Errettung aus der Löwen Rachen! Gott! sie ist Dein Werk, u. durch Dich der Gutgesinten That!
Mit dankendem u. frohem Herzen sezten wir uns zu Tisch, u. assen zu Mittag, u. sagten zu einander: wills Gott ist dies der gröste, fürchterlichste u. lezte Auftritt, den wir hier zuerleben haben: die Rotte weissts nun, daß sie eine Parthey gegen sie habe, die ihren Exzeßen Einhalt thue.
Den ganzen Nachmittag hatte ich nun viel zuthun mit schreiben: denn dieser Auftritt musste schnell auf Zürich an den Reg. Stadthalter,887
Ein Entwurf dieses Briefes an Regierungsstatthalter Koller (1757-1841) befindet sich im Nachlass, FA Schweizer/Heusser, D I 13.schliessen
an Herrn Antistes888
Johann Jakob Hess (1741-1828), ord. 1760, dann Vikar seines Onkels Kaspar in Neftenbach, anschliessend ausführliches Bibelstudium, Grundlage seines grossen theologischen Werks, 1777 Diakon am Fraumünster, 1777-1795 Präs. der Asketischen Gesellschaft, 1795 Antistes; HBLS IV, 208f.; ZhPfrB, 334f.; ADB; G. Gessner, Blicke auf Leben und Wesen von J.J. Hess, 1829, F. Ackva, Johann Jakob Hess (1741-1828) und seine Biblische Geschichte, Bern 1992; Nachlass in ZBZ: FA Hess 1741, und StAZ: Amtsnachlass.schliessen
u. an unsre Lieben berichtet werden. Es zeigten sich wieder 2 gute Hirzler, die Morgens expreß mit den Briefen in die Stadt zugehen sich anbothen.
Lauter Dank u. Anbethung war unser Herz bey unserm heütigen Nachtgebeth.

 


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