13.12.1802
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[48] Montag den 13.
Am Morgen dieses Tages bestäthigte sich das Gerücht von meiner Deportation ganz. Wir kamen in einen harten Kampf: Die Schmache u. das Fürchterliche, mich von einer solchen Rotte aus der Gemeine bis nach Thaalwyl führen lassen unter welchem Hohn und Muthwill – das kan man sich denken! wollte mich u. meine Lieben beynahe wankend machen: bald redten wir, bald schwiegen wir, u. seüfzten zu unserm Gott. Endlich zwischen 11 u. 12 Uhr schlugen wir uns durch: ich sagte zu meinen Lieben: "Ich muß auf meinem Posten stehen bleiben, u. mich durch nichts noch so fürchterliches entwegen882
Vom Weg abbringen.schliessen
laßen: der Herr werde die Deportation hindern: u. wenn Ers nicht thue, so müsse ich sie um des Ganzen willen auf mich nehmen." Mit Muth und Entschlossenheit stimmten meine Lieben in diese meine Aüsserung, u. das beruhigte mich vollends. Dann assen wir zu Mittag – zwar nicht mit vielem Appetit – doch mit getrostem Muthe. Gerade um 2 Uhr kam der l[iebe] Onkle Jaque:883
Jakob Gessner d.Ä. (1759-1823), Schweizers Schwager, Sohn des Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, verh. 1803 mit Anna Schulthess; Offizier in holländischen Diensten bis 1795, Oberrichter in Zürich, 1803 Stadtrat, 1805 Statthalter des Bezirks Zürich; vgl. Stammbaum Gessner-Keller, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
wie sprangen wir auf! welche Freüde, gerade zu dieser Zeit Jemand von unsern Lieben zusehen u. bey uns zuhaben! Der Theüre war uns izt wie zum Schuzengel gesendet. Mit ihm kamen die beyden Jünglinge, Landis u. Pfister884
Zwei junge Hirzler; siehe Tagebuch vom 24.11. und 12.12.schliessen
die gestern mit meinen Briefen in die Stadt gegangen, zurük, u. brachten mir viele liebe Briefe, die mich ungemein stärkten: auch bezeügten diese Jünglinge grosse Freüde darüber, daß man ihnen in Zürich so freündlich u. Liebevoll begegnet sey; selbst der Reg. Stadthalter habe sich alles von ihnen erzählen laßen, u. sie viel gefraget.
Mit unserm l[ieben] Jaque gabs nun auch viel über unsre Lage zureden, u. wir waren froh u. guten Muthes bey einander.

 


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