8.5.1803
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Sontag den 8 May ...
Nun ward die Leiche der jungen Grobin ab dem Zimmerberg diesen Morgen beerdigt: ich redte über den schon angezeigten Text über den frühen Menschentod: zeigte
1. dessen Schmerzendes a.) aus dem Anblik des Abserbenden,1338
Von mhd. serben (sterben, welken): im Sterben liegenden, dahinwelkenden.schliessen
abschwachenden u. hinwelkenden Leibes eines jungen Menschen: b.) aus dem frühen scheiden müßen von geliebten Aeltern, Kindern, Geschwister, Verwandten, Freünden u. c.) aus dem Vereitlen aller unsrer Hofnungen u. Sehnungen, unsrer Freüden u. Vergnügungen, die wir so gerne noch auf der Erde genößen.
2. dessen Erfreüendes: a.) aus dem, daß wir durch einen frühen Tod frühe der Sünde u. ihren heimlichen Folgen; frühe der welt u. deren Versuchungen, Reizungen u. Lokungen entrißen werden. b.) daß wir durch einen Tod frühe in jenes Land versezt werden, wo man nicht mehr sündigt: wo man ohne einiges Hinderniß schnell in allem Guten fortwachsen, u. in allem Reinen, Heiligen, u. Göttlichen sich vervollkomnen kan. u. c) daß man durch einen frühen Tod frühe zu Gott u. zu Jesus Christus, frühe zu allen frommen, Heiligen u. Auserwählten Gottes, u. zu allen H[eiligen] Engeln kömt; frühe kömt zum Genuß der Freüden u. Seligkeiten des Himmels, durch die uns Alles hier Verlaßene u. Aufgeopferte reichlich erstattet u. vergütet wird.
3. dessen Belehrendes. Der frühe Menschentod lehrt uns a.) daß aus allen Altern, Geschlechtern u. Ständen der Menschen Menschen dem Tode unterworfen seyen. b.) daß wir daher alle menschlichen und christlichen Pflichten gegen Gott, Aeltern, Lehrer, Regenten, gegen alle unsre Mitmenschen getreü u. gewissenhaft erfüllen sollen, u. c.) daß wir uns in stether Bereitschaft auf unsern Tod halten u. in dieser Rüksicht alle lermenden Gesellschaften meiden, u. ein stilles eingezogenes ehrbares, keüsches, gerechtes u. gottseliges Leben führen sollen.
Mit diesem glaube ich heüte zum Segen meiner Zuhörer geredt zuhaben. Die Rührung war allgemein: u. ist allso ein Beweiß, daß ich doch noch zur Erbauung allhier predigen könne.
Gerade nach der Kinderlehre hielten wir unsre Feyrstunde,1339
Unter "Feyrstunde" versteht Schweizer ein ausserhalb der Kirche im kleinen Kreis der Frommen eingenommenes "Privatabendmahl", wie er sie seit Februar 1778 in steigender Intensität mit den Töchtern der Familie Gessner feiert; vgl. im Begleitbuch zur CD das Kap. III, darin: "Gemeinschaft in Christo".schliessen
wo die l[ieben] Verlobten auch bey uns waren: sie schienen sehr gerührt zuseyn: so dann hatte ich noch zimlich viele Gemeinsgeschäfte. Auch kame der junge Grob – allso nicht der Vater, wie mir Schuhlmeister1340
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst.schliessen
sagte – zu mir, u. ersuchte mich höflich, daß ich ihn noch auf das kommende H[eilige] Pfingstfest examiniren möchte: ich sagte es ihm zu, u. hieß ihn gerade Morgen zu mir kommen.

 


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