8.3.1803
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Dienstag den 8 –
Bemerkungen in Absicht auf meine Gemeine.
1. Gleich nach 7 Uhr kam ein Gemeinsgenoß, der sich heüte mit seiner Braut wollte kopuliren1079
trauen.schliessen
lassen, mir anzuzeigen, daß diese gestern eine Kindbetherin1080
Wöchnerin, Mutter.schliessen
geworden, u. ich ihn heüte nicht kopuliren köne, aber ihm zutaufen habe.
2. Gleich hernach kam ein andrer Gemeinsgenoß, ein Witwer, dessen Hochzeit am lezten Sontag verkündet worden, u. mir sagte, daß er sich zu Metmenstädten wolle kopuliren lassen, zu mir mit der Bitte – ich möchte ihn doch diesen Morgen allhier mit seiner Braut, die von Metmenstädten ist, verbinden, weil er doch lieber an seinem Geburtsort Hochzeit halten wolle. Ich ließ alles geschehen: doch aergerte mich das, daß der Vater des zutaufenden Kindes, der in dieser Stunde mit seiner Braut auch hätte kopulirt werden sollen, mit frecher Stirn in die Kirche kam, u. freylich der Taufe seines Kindes, aber auch der öffentlichen Copulation1081
Trauung.schliessen
der vorhandenen Ehepaaren beywohnte. Es ist unbeschreiblich, wie weit es in meiner Gemeine mit der Frechheit u. Schaamlosigkeit gekommen – u. dies ist eine Frucht u. Folge der Revolution, die meine Gemeine fürchterlich ergriffen u. vergiftet hat.
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Bemerkungen über die l[iebe] Bäbe, die bey uns ist.
1. Sie ist viel frey u. offen mit uns – doch mit Abgemeßenheit. Es1082
Hier und im Folgenden mundartl. Neutrum für das Femininum; hier: sie.schliessen
hat Sachen mit unsern Lieben zu Bändlikon,1083
Anna Margaretha (Grite) Keller (1763-1820) und Anna Catharina (Cäther) Nägeli, geb. Keller (1764-1818).schliessen
mit den St. Galler Freündinen, u. mit den Kirchhofern zu Schaafhausen,1084
Melchior Kirchhofer (1736-1837) und Susanna, geb. Habicht (1735-1810) und deren Söhne und Töchter; zum Schaffhauserkreis Hauschronik, 66, 169; Memorabilien der Zeit; Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer.schliessen
die es uns vorenthält, u. mit denen es gegen uns nicht heraus will.
2. Es hat noch nie mit dem Emanuel Anneli1085
Anna Fenner, die Witwe des Bauern Emmanuel Fenner aus Dübendorf; vgl. Tagebuch Mai-August 1801, Pkt. 9.schliessen
so tagelang gelebt, wie dermal bey uns: es scheint ihns1086
Mundartl. für: es.schliessen
daher kennen zulernen, wie noch nie.
3. Mit dem hiessigen Schuhlmeister1087
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
ist es sehr kurz, u. kalt: es redt nichts mit ihm.
4. Oft ist es in tiefes Nachdenken versenkt, u. viel hat es rothe Augen – gewiß um seines Settli's willen.
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