Morgens zwischen 10 u. 11 Uhr kamen Abgeordnete zu mir – Huber,⁸⁶³ Schärer⁸⁶⁴ [Dok. 13] u. Staub:⁸⁶⁵ sie thaten ganz sachte u. eröfneten mir:
"Sie seyen gestern beim Reg. Stadthalter gewesen u. der habe ihnen unter anderm den Rath gegeben, es von mir gütlich auszubitten, daß ich bis Austrag der Sache einen Vikar stelle: es seye der Munizipalität um das zuthun, daß weder mir noch meiner Familie, noch der Gemeine irgend einen weitern Schaden erwachse: sie könen für nichts mehr gut stehen."
Ich erwiederte:
"Ich habe den letzten Sontag-Vorfall an den Kirchenrath u. an den Reg. Statthalter einberichtet,⁸⁶⁶ u. erwarte von beyden Orthen Antwort: verbleibe aber positiv bey dem, was ich vor der Gemeine gesagt: nemlich, daß ich [47] in meinen Pfarrverrichtungen fortfahre: sie müssen, wenn sie begründete Klagen haben, sich erst an Kirchenrath, dann an die Verwaltungskammer, u. zulezt nach Bern wenden."
Ja, nahm Huber das Wort, u. sagte ganz kalt u. gelassen: "wenn die Regierung zu Bern ihren guten Bürgern, die ihr treü geblieben, nicht helfen u. sie unterstüzen, u. so über sich predigen laßen will – so thue er dann nichts als fluchen u. schwören, u. folge ihr in nichts mehr." /Dies ist zwar schon seit vielen Jahren sein tägliches Thun/ Sie tratten ab und giengen.
Auf den Abend kam der junge Caspar Gesner⁸⁶⁷ zu uns, um seinen Abschiedbesuch zumachen, weil er auf Paris verreisen will. Der konnte uns nun sagen, daß die Deputirten, die gestern beym Reg. Stadthalter gewesen, von ihm ausgewischt worden seyen, u. er soll ihnen gesagt haben, daß sie nur nicht mit dem angezogen kommen sollen, was sie über mich zum Hauptklagepunkt machen: denn so müsste man alle Geistlichen wegthun vom obersten Pfarrer an bis zum untersten. u.s.f.