7.4.–21.4.1799
Auf dieses geschahe es, daß ich wirklich 3 Sontage nach einander über die gegenwärtige Zeit und die Lage unsers Vaterlandes predigte.
nemlich schon den 31 März über Röm. XII,12.198Röm. 12,12 : "Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Trübsal, beharrlich im Gebet."schliessen
den 7 April über Ephes. V,16.199Eph. 5,16 : "[So sehet nun zu, wie ihr vorsichtig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise,] indem ihr die Zeit auskauft; denn die Tage sind böse."schliessen
den 14 dito über 1. Petr. III,10 u. 11.2001. Pet. 3,10f. : "Denn wer das Leben liebhaben und gute Tage sehen will, der hüte fortan seine Zunge vor dem Bösen und seine Lippen davor, daß sie Trug reden! Er meide aber das Böse und tue das Gute, er suche Frieden und jage ihm nach!"schliessen
Über diese 3 Predigten bezeügte man mir allgemeinen Dank u. Beyfall: selbst auch Gv. Schuhlmeister: doch nicht ganz von Herzen; denn seit dem die Kaiserlichen auf dem Schweizerboden stehen u. über den Rhein zusezen im Begriff sind,201
Etwas milder u. unleidenschaftlicher befasst sich sein Bruder: der aüßerte jüngsthin folgende 3 Gedanken über die dermalige Lage der Dinge ...
nemlich schon den 31 März über Röm. XII,12.198
den 7 April über Ephes. V,16.199
den 14 dito über 1. Petr. III,10 u. 11.200
Über diese 3 Predigten bezeügte man mir allgemeinen Dank u. Beyfall: selbst auch Gv. Schuhlmeister: doch nicht ganz von Herzen; denn seit dem die Kaiserlichen auf dem Schweizerboden stehen u. über den Rhein zusezen im Begriff sind,201
Nach den Niederlagen der französischen Truppen in Norditalien und Süddeutschland (Niederlage Jourdans am 25. März gegen die Truppen von Erzherzog Karl bei Stockach) standen die österreichischen Truppen am Rhein, am 30. April marschierten sie unter dem Kommando von Hotze in Graubünden ein; Handbuch der Schweizer Geschichte II, 806.schliessen
ist er u. alle Patrioten gar sehr erschroken – denn sie fürchten die Raache, die der Seegegend schon lange angekündigt ist. Und da scheint der arme Tropf – der Schuhlmeister ein ganz anthetirter202Möglicherweise Verballhornung (oder Missverständnis) von enragiert (abgeleitet von "Enragées", frz.: Wütende, der Bezeichnung für den linken Flügel der französischen Jakobiner).schliessen
Patriot zuseyn, wie noch nie. Er durfte mir dieser Tagen frey unter's Gesicht sagen: "Kein Bürger in der Stadt Zürich habe den Franken aus gutem willigem Herzen etwas Gutes gethan; sie habens immer verwünscht, und da seye alle ihre Güte gegen sie immer Zwang u. Verstellung gewesen. Sonst könnten sie izt nicht die Kaiserlichen wünschen." Etwas milder u. unleidenschaftlicher befasst sich sein Bruder: der aüßerte jüngsthin folgende 3 Gedanken über die dermalige Lage der Dinge ...
1.
wie die vorherige Regierung Gott nicht mehr gefällig ware, so ist Ihm die izige Regierung gewiß auch nicht gefällig. 2.
wie's die Regierung u. die Stadt beym Stäfner Handel203Unter dem Einfluss der Französischen Revolution entstand in Stäfa ein Memorial, in dem unter Hinweis auf die alten Freiheiten die modernen Freiheiten (Handels-, Gewerbe- und Studierfreiheit) und die Gleichstellung von Stadt und Land gefordert wurden. Die daraus entstandene Bewegung, die die ganze Seegegend erfasst hatte, wurde von der Stadt niedergeschlagen, ihre Anführer wurden eingekerkert. Kurz vor dem Einmarsch der Franzosen 1798 wurden die Eingekerkerten amnestiert; HBLS VI, 491f.; vgl. auch Graber, Zeit des Teilens, 105ff.; Christoph Mörgeli (Hg.), Memorial und Stäfner Handel, Stäfa 1995.schliessen
dem Landvolk zu strenge gemacht hat; so macht es nun das Landvolk auch der Stadt u. ihren Bewohnern zu strenge. 3.
wie vor einem Jahre diejenigen, welche die Franken begehrten u. ihnen rüften, sich nun betrogen finden; so werden sich alle betrogen finden, die den Kayser begehren, u. ihn mit Freüden in unser Land eindringen sehen könen. ––
