6.6.1800
Aus dem heütigen Bäbebriefgen.411
Bäbe Gessner, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli, verh. 1779 mit Hans Caspar Gessner, Mutter des oben erwähnten Jaque Gessner; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
"Hast du, Lieber! auch schon was von Hardmeyers412
Sie sind ein wahres Phänomen: so eine unerhörte Frechheit u. Anmassung, so etwas dezidirt Antichristisches ist seit 1800 gewiß nicht in Schrift verfasst worden.
Er wirft sich eigentlich auf, er giebet sich dar, als der, der das Christenthum stürzen wolle, u. die allein wahre ewige unfehlbare Vernunftreligion empor bringen wolle.
Ich lase diese Predigten mit bitterstem Ingrim über die schamlose verruchte Frechheit des verworfenen Verfassers; aber zugleich auch mit Mitleid über die dumme Anmassung: denn Satan muß ihn noch sehr stärken u. begeistern, ehe er die Rolle des Antichrists spielen kan: er ist ein wahrer Lekersbub,414
"Das Christenthum seye keine Religion von göttlicher Herkunft: Christus nur nicht ein Gesandter Gottes, der seye ein Narr, der sie für die unfehlbare Religion halte; er sey ein Sklav, ein Höfling: u. ihm gelt es gleich viel, ob einer ein Sklav Gottes oder Christus, oder des Teüfels seye. Er wolle nicht nachgeben, bis er das Christenthum gestürzt u. vertilget habe, u.s.w."
Kaspar David Hardmeyer (1772-1832), ord. 1795, im gleichen Jahr Prediger in Bayreuth, 1800 nach Zürich zurückgekehrt, 1802 Leiter eines Privatinstituts, 1813 wieder ins Ministerium aufgenommen, bekleidete aber keine Pfarrstelle mehr; HBLS IV, 76; Paul Hess, Der Zürcher Vernunftprediger, Zürich 1904.schliessen
6 Predigten, in Bareuth413Bayreuth; dort war Hardmeyer Prediger und hielt 1795 die Predigten, die ihn sein Amt kosteten, gedruckt in: Kaspar David Hardmeyer, Sechs letzte Predigen, Zürich 1800; vgl. auch Kaspar David Hardmeyer, Darstellung meiner Standesniederlegung, Zürich 1800; Paul Hess, Der Zürcher Vernunftprediger, Zürich 1904 (Z Bro 6368).schliessen
gehalten, gehört? Sie sind ein wahres Phänomen: so eine unerhörte Frechheit u. Anmassung, so etwas dezidirt Antichristisches ist seit 1800 gewiß nicht in Schrift verfasst worden.
Er wirft sich eigentlich auf, er giebet sich dar, als der, der das Christenthum stürzen wolle, u. die allein wahre ewige unfehlbare Vernunftreligion empor bringen wolle.
Ich lase diese Predigten mit bitterstem Ingrim über die schamlose verruchte Frechheit des verworfenen Verfassers; aber zugleich auch mit Mitleid über die dumme Anmassung: denn Satan muß ihn noch sehr stärken u. begeistern, ehe er die Rolle des Antichrists spielen kan: er ist ein wahrer Lekersbub,414
Schurke, Bösewicht; Grimm 12, Sp. 484.schliessen
der dieser Arbeit noch nicht gewachsen ist; er verdiente eigentlich die höhnendste Verachtung und den Staubbesen415Von stäupen: mit Ruten züchtigen; bezeichnete ursprünglich ein Gerät zur öffentlichen Züchtigung; vgl. Grimm 17, Sp. 1193f.schliessen
auf den Bukel. Aus Deutschland ist er samt seinem Buche verbannt. Uebrigens aber zeigt es, wie nahe nahe wir sind, daß nur einer die Frechheit hat, der Welt zusagen: "Das Christenthum seye keine Religion von göttlicher Herkunft: Christus nur nicht ein Gesandter Gottes, der seye ein Narr, der sie für die unfehlbare Religion halte; er sey ein Sklav, ein Höfling: u. ihm gelt es gleich viel, ob einer ein Sklav Gottes oder Christus, oder des Teüfels seye. Er wolle nicht nachgeben, bis er das Christenthum gestürzt u. vertilget habe, u.s.w."
Ein wahrer Pendant zu meinem
vorigen Brief.
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