6.5.1803
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Freytag den 6 May ...
Zwischen 9 u. 10 Uhr kam der Praesident Grob1324
Jakob Grob (1750-1809), Zimmerberg, Präsident der Munizipalität ab 1802, 1803 in den Grossen Rat (Kantonsrat) gewählt.schliessen
u. zeigte mir den Tod seiner Tochter an, u. bathe mich, sie am künftigen Sontag Morgen bestatten zulaßen. Ich liesse mich mit ihm weitlaüftig über die Krankheit dieser seiner Tochter ein, u. führte ihn darauf, wies doch wichtig sey, in solcher Jugend sterben zumüßen: u.s.f. er fieng vom Wetter an reden – sagte kein Wort von meinem Besuch bey dieser seiner Tochter1325
Vgl. Tagebuch vom 25. u. 26.4.1803.schliessen
u.s.f. Da er fort war, sann ich auf einen Leichentext, oder vielmehr auf das Thema, das ich bey diesem Leichenanlaß zu verhandeln mit Nuzen hoffen dürfe: es fiel mir auf – es werde nicht unschiklich seyn, wenn ich bey diesem Anlaß über das Schmerzende u. Erfreüende eines frühen Todes reden würde: ich wählte dazu zum Text: Mark. V. 35 v. die Worte – "deine Tochter ist gestorben."1326
Mark. 5,35: "Während er noch redete, kommen Leute des Vorstehers der Synagoge und sagen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du den Meister noch?" Im Kontext geht es um die Auferweckung der Tochter des Jalrus.schliessen

Nachmittag hatte ich die Neokommunikanten – Töchtern: während dem die bey mir waren, kamen die Lieben aus dem Pfarrhaus Horgen:1327
Die Familie von Johann Kaspar Lavater (1735-1806), Sohn von Dekan Hans Jakob Lavater in Neunforn, Vetter des Zürcher Pfarrers und Physiognomikers Johann Caspar Lavater, verh. 1768 mit Ester, geb. Vogel (geb. 1741); ord. 1757, Vikar seines erblindeten Vaters, 1765 Vikar in Dättlikon, 1767 Pfr. in Wattwil (SG), 1781 Pfarrer in Horgen; ZhPfrB, 403.schliessen
u. da ich die Töchtern nach 3 Uhr entliess, wollte Schuhlmstr1328
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
durchaus mit mir reden: der hatte folgendes anzubringen ...
1. Habe die Munizipalität u. die Gemeinskammer zur Besorgung der Armen wieder eine freywillige Steüer zusammeln erkennt, u. werde in dieser Absicht am Sontag eine Proklamation verlesen laßen, u. zwar durch mich, wo ich dann noch meine nöthigen Bemerkungen beyfügen könne. Ob mir das gefalle u. thun wolle? Ja freylich, erwiederte ich, was zum Behuff der Armen gethan wird, da biete ich meine beyden Hände.
2. Habe er den Auftrag, mich zufragen, ob ich des Praesidenten Groben Knaben nicht noch auf die Pfingsten eigens u. besonders examiniren wolle? Warum, sagte ich, hat dessen Vater mir gestern hievon nichts gesagt? Antwort von Schuhlmstr: der wolle durch ihn nur für einmal bey mir horchen – ob ich ihm u. seinem Knaben diese Gefälligkeit erweisen wolle? Nun ja, sagte ich, von Herzen gern; obs gleich wohl späthe ist: ich will allen meinen Gemeinsgenossen ohne alle Rüksicht auf das Vorgefallene alle mir möglichen Gefälligkeiten erweisen, wie ich bisher gethan habe. Der Junge soll nur am Sontag zu mir kommen; ich werde ihm dann nähere Anweisung geben.
Nun gieng ich zu der gekommenen Gesellschaft: es war der l[iebe] junge Lavater,1329
Konrad Lavater (gest. 1804), Sohn des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater (1735-1806) und seit 1800 sein Vikar daselbst; ZhPfrB, 403.schliessen
dem jüngsthin seine Braut1330
Regula Rahn (1774-1803), Tochter des Abraham Rahn (1734-1807) und der Catharina von Orelli (1741-1806), starb als Braut von Konrad Lavater; C. Keller-Escher, Die Familie Rahn von Zürich, I, Stammtafel IV.schliessen
starb, u. den zusehen mich nun freüte, da ich ihm vorher über den Tod seiner entschlafnen Geliebten geschrieben hatte: dann hatte er bey sich seine jüngere Schwester Nannette,1331
Anna Lavater (geb. 1780), Tochter des Horgener Pfarrers Johann Kaspar Lavater u. der Ester, geb. Vogel, verh. 1807 mit Kaspar Gessner (1780-1812), als Frau von Birch Stiefmutter von Salomon von Birch; Hauschronik, 58.schliessen
u. eine Frau Holzhalbin,1332
Dorothea Holzhalb, geb. Rahn, ältere Schwester v. Regula Rahn, verh. 1792 mit Rudolf Holzhalb (1770-1840), Goldschmied.schliessen
eine Schwester seiner verstorbenen Braut. Ich kondolirte dem l[ieben] Lavater nach meiner Art – wir seyen alle des Todes eigen: der nehme keine Rüksicht auf unsre Erden-Verhältnisse: viele Menschen tragen das Bild des Todes vor sich: unter die habe auch seine sel. Geliebte gehört; u.s.f. Dann ward von der viel geredt; u. bald war die Zeit ihres Besuches bey uns vorbey: mit vieler Zufriedenheit schieden sie nach 6 Uhr von uns. – Dies von diesem Tage.

 


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