5.4.–6.4.1804
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[90] Donnstag u. Freytag den 5 u. 6ten.
Tage, wo ich unbeschreiblich viel zuthun hatte, u. immer auf alle Seiten Bescheid geben musste, u. meiner Gemeine nun einmal recht dienen konnte: sie war den Soldaten schon zu Zürich als eine schlimme Gemeine geschildert worden; diese laureten nun auf alles, besonders die Compagnie, die die vorige Woche auf Poken geschlagen hatte: Da brachten sie bald einen, den sie erkannten, daß er gegen sie auf Poken agirt, bald einen, bey dem sie noch Gewehr gefunden; u.s.f.2003
Das Vorrücken der Zürcher Truppen war begleitet von einer Verhaftungswelle und der Konfiskation aller Waffen. Wer ein Gewehr verheimlichte, erhielt 25 Stockhiebe und musste dem Entdecker 25 Gulden bezahlen; Brunner, Der Kanton Zürich in der Mediationszeit, 89. Gegenüber der Bevölkerung verhielten sich die meist aristokratischen Offiziere keineswegs so edel, wie das Pfarrer Schweizer hier erlebte; vgl. dazu Strickler, Horgen, 341 und Dändliker III, 182.schliessen
Diese alle kamen in den Arrest: u. da gab es nun ein ewiges Gelaüff von Aeltern, Geschwistern, Verwandten, daß ich Fürbitten bey Hrn. Oberst Kirchberger2004
Ludwig Friedrich Kirchberger (1775-1815), 1792-1785 Offizier in holländischen Diensten, als Oberstleutnant Mitglied der Militärkommission, Kommandant des 1. eidg. Bataillon im Bockenkrieg, Mitglied des Kriegsgerichts, 1804-1815 Salzbuchhalter, 1807-1815 bernischer Grossrat; vgl. Leuthy, Vollständige Geschichte von dem Bockenkrieg, 104, Hauschronik, 50f., 162f.schliessen
einlege: viele ließ er so gleich los, so bald ich ihm ein Wort sagte; viele aber erst am 2ten Tag; u. dem Zollinger im Feld2005
Ein Mitglied der "Rotte" gegen Pfarrer Schweizer.schliessen
u. dem Pfeifer Hans2006
"Winkelwirt" Hans Huber auf der Vorderen Höchi. Mit Zollinger gehörte er zur "Rotte", die gegen Pfarrer Schweizer agiert hatte.schliessen
ließ er öffentlich Streiche geben, die sie verdienten. alle Abende hatten wir Musik unten im Pfarrhof: es waren gar freündliche Musikanten, die meinen Kindern viel Freüde machten. Die Unterhaltungen mit den l[ieben] Offiziers wurden immer reichhaltiger und vertraulicher; sie aüßerten sich gegen uns, daß es ihnen im Herzen weeh thue, auf solche Art in unsern Canton2007
"unsern Canton" ersetzt ein durchgestrichenes "die Schweiz".schliessen
haben kommen müssen: sie wollten lieber der heftigsten Campanien2008
Schweizer braucht das Wort im Sinne von "Kampagne", Feldzug (gegen fremde Truppen).schliessen
beywohnen, als einen solchen Bürgerkrieg führen: u. doch seys absolute um's Ganzen willen nothwendig; es müsse einmal gezeigt werden, daß die ganze Schweiz müde des Revolutionirens seye, u.s.f. Auch redten wir über Bücher u. Schriften miteinander, u. über die anscheinende Rükkehr der Religion in Frankreich: u.s.f. Herr Oberst Kirchberger zeigte mir einen Brief, den er diesen Abend von Herrn Pfarrer Finsler2009
Christoph Finsler (1772-1835), ord. 1796 als Pfr. von Basadingen (TG), 1798 Pfr. in Schönenberg, 1809 Pfr. in Berg; ZhPfrB, 271.schliessen
im Schönenberg erhalten hatte, u. der ihn sehr aufbrachte: u. ja, er war sehr grob u. indelikat, ja so gar drohend: auch des Herrn Obersten Antwort musste ich lesen,2010
Im Tagebuch: lesend.schliessen
die freylich kurz u. derb, aber doch noch schohnend war. So dann zeigte uns dieser l[iebe] Oberste noch an, daß er Morgen mit seinen Truppen verreise u. auf Meilen hinüber müsse; er habe dieses heüt bey Hrn. Oberst Ziegler2011
Jakob Christoph Ziegler (1768-1859), 1783-1791 in frz. Diensten, 1792/93 in kaiserlichen Diensten, 1799 im Regiment Bachmann, Mitglied der Zürcher Interimsregierung, Oberbefehlshaber der eidgenössischen Truppen im Bockenkrieg, 1814-1829 Kommandant eines Schweizer Regiments in niederländischen Diensten, dann Stadtrat in Zürich, Förderer der Künstlergesellschaft; HBLS VII, 655.schliessen
auszuwirken gesucht, weil die Hirzler ihn verbarmen, so viele Truppen in ihrer Gemeine zuhaben. Hiergegen konnten wir nun nichts haben, im Gegentheil mussten wir auch das wieder für einen Zug seines guten Herzens annehmen; aber dennoch giengs uns nahe, diese lieben Herrn so bald verlieren zumüßen.

 


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