5.1.1801
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Den 5 Jäner.
Lavaters Leichenbegängniß.

Ich gieng in die Stadt, um den entschlafnen Freünd zum Grabe zubegleiten.
So bald ich in die kame, sagte man mir so gleich – es gehe alles hin, den Lavater zu sehen; immer seyen Leüte um seinen Sarg: gerade das war's, was mich abschrekte, hinzugehen, ob es mir gleich schmerzlich wehe that, seine Leiche nicht zusehen. Unsre Lieben sagten mir – es seye eine reine heilige Leiche.
Sein Leichenbegängniß war unbeschreiblich groß, feyrlich, still. Um sein Grab her stand eine Schaar Waisenkinder, u. sangen vor u. nach dem Abdanken Sterbens- u. Dankeslieder. Ich gienge zurük mit folgenden Gedanken ...
Nun ist die Hülle des Mannes begraben, den du 30 volle Jahre als Christusverehrer kanntest; der den Saamen der Erwekung und des religiosen Sinnes in dich geleget hat; der dich ins Lesen der Bibel u. in das Bibelstudium hinein geführt, u. durch seine christlichen Predigten zum christlichen Mann gebildet hat.536
In der Tat gibt es in den Tagebüchern der Zürcher Zeit viele Belege dafür, dass Schweizer Lavaters Publikationen gelesen und in seiner Zürcher Zeit bis 1785 auch öfters Predigten von Lavater besucht hat, die er im Unterschied zu denen von Pfenninger kaum kritisiert; vgl. auch im Begleitbuch zur CD das Kap. II, darin: "Auf der Suche nach religiöser Gemeinschaft".schliessen

Begraben die Hülle des Mannes, mit dem du über die 20 Jahre in verschiedenen christlichen Gesellschaften gewesen, da mit ihm die Bibel gelesen, da mit ihm viel gebethet, u. vielmahl das h[eilige] Abendmahl genossen hast.537
Das bezieht sich auf die Montagsgesellschaft und die Freitagsgesellschaft von Lavater, v.a. aber auf die Monatsgesellschaft, die Schweizer zwischen 1778 und 1780 besuchte und dann zugunsten der Dübendorfer Bibelstunden mit seinen "Gesnerischen Schwestern" immer mehr vernachlässigte; vgl. Schweizers Tagebücher 1775-1779, Tagebuch 1780 und Gessner, Johann Kaspar Lavaters Lebensbeschreibung, II, und im Begleitbuch zur CD das Kap. II, darin: "Auf der Suche nach religiöser Gemeinschaft".schliessen

Begraben die Hülle des Mannes, der seines gleichen in der izt lebenden Welt nicht hatte. Es war nur Ein Lavater, u. nun ist keiner mehr! u. ich erwarte auch keinen mehr, bis jener Tröster der lezten Zeit kömt,538
Vgl. dazu Luk. 1,17: "Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist." Dazu auch die Überlegungen am ersten Tag des Jahres 1801, v.a. die dritte und vierte Frage.schliessen
der im Geist u. in der Kraft Elias das Christliche von dem Unchristlichen söndern u. scheiden, u. frey u. unabhängig von allen Menschen, frey auch von allen politischen Verbindungen – nur ein Diener des kommenden Herrn seyn wird.
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Wo ich in der Stadt Besuch machte, da ward natürlich von nichts als dem heimgegangnen Lavater geredet. Herzlich frappierte mich seine Gattin in ihrer stillen gelaßnen staunenden Trauer, u. so auch die liebe Nette.539
Anna Gessner-Lavater (1771-1852), Tochter von Johann Caspar Lavater u. Anna, geb. Schinz, verh. 1795 mit Hans Georg Gessner.schliessen
Herrn Antistes540
Johann Jakob Hess (1741-1828), ord. 1760, dann Vikar seines Onkels Kaspar in Neftenbach, anschliessend ausführliches Bibelstudium, Grundlage seines grossen theologischen Werks, 1777 Diakon am Fraumünster, 1777-1795 Präs. der Asketischen Gesellschaft, 1795 Antistes; HBLS IV 208f.; ZhPfrB, 334f.; G. Gessner, Blicke auf Leben und Wesen von J.J. Hess, 1829, F. Ackva, Johann Jakob Hess (1741-1828) und seine Biblische Geschichte, Bern 1992; Nachlass in ZBZ: FA Hess 1741, und StAZ: Amtsnachlass.schliessen
traf ich niedergeschlagen an: er hat nun keinen gleich alten Freünd mehr: "wir müssen, sagte Er zu mir, allein stehen lernen, u. uns immer mehr an den unsichtbaren Herrn anschmiegen." – was mir ganz aus dem Herzen geredet ward.
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