4.3.–7.3.1805
Zurück zum Register
1 Vorkommen in diesem Eintrag
Eintrag drucken
Den 4 März.

Weil unsre Regel2518
Regula (Regeli) Schweizer (1791-1874), dritte Tochter von Diethelm Schweizer u. Anna, geb. Gessner; vgl. Hauschronik 34 u. passim.schliessen
nun mehr in die Stadt sollte, entschloß ich mich, weil ich ohnehin Geschäfte daselbst hatte, ihns2519
Hier und im Folgenden mundartl. Neutrum für das Femininum; hier: sie.schliessen
dahin zubegleiten, u. es unsern th[eüren] Geschwistern2520
Hans Caspar Gessner (1748-1828), Sohn von Pfr. Caspar Gessner und der Elisabeth, geb. Keller, und Bäbe, geb. Hess (1754-1826), Tochter von Hans Conrad Hess, Amtmann am Oetenbach, und Anna Barbara, geb. von Orelli; vgl. Stammbäume Gessner-Keller und Hess-von Orelli, in: Regine Schindler, Die Memorabilien der Meta Heusser-Schweizer, Beilage.schliessen
auf'm Graben selbst einzuhändigen: dies geschah heüte: wir giengen bey Bändlikon2521
Bändlikon oder Bendlikon, heute eingemeindetes Dorf am linken Seeufer, das zur politischen sowie zur Kirch- und Schulgemeinde Kilchberg gehört, Wohnort von Anna Margaretha (Grite) Keller und Anna Catharina (Cäther) Nägeli, vorher Brunner, geb. Keller.schliessen
vorbey, u. assen da ein wenig zu Mittag u. verfügten uns bald nach dem in die Stadt, wo wir unsre Lieben alle wohl antrafen. Ich will von diesem Stadtbesuch hier folgendes verzeichnen:
1.

Herr Doktor Lavater,2522
Im Tagebuch vom 27.-31.5.1805 als Doktor im Waldreis bezeichnet; daher wahrscheinlich Heinrich Lavater (1768-1819), Sohn des Johann Caspar Lavater und der Anna, geb. Schinz, Bezirksarzt und Arzt am Zuchthaus in Zürich; HBLS IV, 636.schliessen
mit dem ich unsres Knechts halben redete, fande dessen Umstände sehr wichtige; er verordnete ihm so gleich etwas starke u. angreiffende Medizinen, die ich am nemlichen Tag nach Hause schiken konnte.
2.

An allen unsern l[ieben] Orthen, wo ich hinkam, redete man mit sehr grossem Intresse von unsrer Regel u. seinem neüen Berufe: im Fraumünster Pfarrhaus2523
Waaggasse 1/3, Amtswohnung von Hans Georg Gessner.schliessen
sagten die Lieben mir mit dürren Worten heraus, warum sie an dieser Sache gearbeitet haben: Georg2524
Hans Georg Gessner (1765-1843), Sohn von Pfr. Caspar Gessner u. der Elisabeth, geb. Keller, Schwager von Diethelm Schweizer, verh. mit 1) 1791 Bäbe Schulthess, 2) 1795 Anna Lavater; ord. 1787, dann Vikar seines Vaters in Dübendorf, 1791 Diakon und 1794 Pfr. am Oetenbach und Diakon am Fraumünster, 1799 Pfr. am Fraumünster, 1828 Pfr. am Grossmünster und Antistes; ZhPfrB, 295; HBLS III, 500; Georg Finsler, Georg Gessner, 1862.schliessen
aüßerte sich – es seye eigentlich für die Zukunft zuthun, damit meine Töchtern einst ihren Unterhalt sich selbst verdienen könen: es sey um 2 Augen zuthun,2525
Im Sinne von: Müsste Schweizer seine Augen für immer schliessen.schliessen
so befinden sie sich in dürftigen Umständen: u.s.f. Dann fuhr Nette2526
Anna Gessner, geb. Lavater (1771-1852), Tochter von Johann Caspar Lavater und Gattin von Georg Gessner.schliessen
fort, daß es's Regeli getroffen, sey ganz natürlich; unsre Sette2527
Elisabeth (Setli) Schweizer (1786-1824), älteste Tochter von Diethelm Schweizer und Anna, geb. Gessner, verh. 1822 mit Johannes Suter; vgl. Hauschronik, 34, 85-88.schliessen
seye träg, u. Nette2528
Anna Schweizer (1787-1837), zweitälteste Tochter von Diethelm Schweizer und Anna, geb. Gessner, verh. 1810 mit Heinrich Morf, 1816 geschieden; Hauschronik, 34, 72ff.schliessen
habe immer nur von minder nothwendigen Sachen geredet, die es gerne lernen möchte, u. scheine eitel u. Gelustvoll in Absicht auf die Kleider zuseyn, u.s.f. Ich raümte den Lieben vieles ein, das sie da über unsre Kinder redten: nachher aber reüte es mich, daß ich meiner Kinder Parthey nicht stärker genohmen habe: denn beyde Kinder arbeiten eigentlich gern u. viel: Sette scheint bey seiner Fettigkeit nur träge zuseyn: es ist bey seiner Arbeit emsig u. was es macht, das ist nett u. ordentlich: u. was das eitel u. Gelustvoll seyn betrift, so müssen meine Töchtern vieles entbehren u. auf vieles Verzicht thun, das die Stadttöchtern haben u. genießen. Kurz, bey mehrerm Nachdenken fand ich, daß über unsre Kinder geschwäzt werde, u. man das Fehlerhafte nur an ihnen sehe: u. da hat's gefehlt. Das ist die arme Sache unter unsern heütigen Christen, daß sie immer über einander schwäzen, u. damit die Liebe in sich erkalten laßen.
3.

Ich war izt wieder einmal auf'm Graben2529
Haus der Familie Gessner am oberen Hirschengraben; dort wohnten Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess mit ihren Kindern, nach deren Tod bezog es die mit Johann Wichelhausen verheiratete Tochter Elisabeth Wichelhausen-Gessner; nach deren Hinschied ging das Haus in den Besitz von Johann Bernhard Spyri und Johanna, geb. Heusser über.schliessen
logiert; u. da war mir wirklich recht wohl: wir waren ganz offen gegen einander, u. unterhielten uns ein paar Mal bis Nachts 12 Uhr, wo wir dann noch mit einander im Kabinettli betheten. Unsre Unterhaltungen betrafen meistens den armen melancholischen Jacque,2530
Jakob Gessner d.J. (1782-1806), dritter Sohn von Hans Caspar Gessner und Bäbe, geb. Hess; ord. 1804, Vikar in Horgen, 1805 Katechet in Oberstrass, verfiel in Melancholie und hungerte sich zu Tode; ZhPfrB, 296.schliessen
der auch vieles mit mir redte.
4.

Weil ich mich nicht so ganz wohl befand, u. Regenwetter einfiel, so fuhr ich Donnstag den 7, an welchem Tag ich wieder heim mußte, in einem Gefährdt bis auf Oberrieden: der l[iebe] Jaque begleitete mich bis nach Hause, u. übernahms, für mich am Sontag zupredigen. Wir trafen die l[ieben] Meinen alle wohl an: wofür ich meinem Gott dankte.
––

 


Zurück zum Register