"Wie viel, m[ein] L[ieber] ist, seitdem ich mich mit Ihnen christlich unterhalten habe, in der politischen u. religiosen Welt vorgefallen! über alles – wie wünscht' ich nur auch einen Tag mündlich mit ihnen reden zukönen, da man im Schreiben noch immer gehemt ist, u. man nicht weisst, was für ein Schiksal die Briefe haben: indeß darf man immer auch so viel sagen ..." "Man hatte mit Recht Hofnung, daß das Saübern unsrer Regierung⁵⁹⁹ unserm Vaterland schnell aufhelfen, u. es auch wieder aus seinem Druk u. Unordnung heben werde. Allein noch nichts Eklatantes⁶⁰⁰ ist geschehen: u. wir stehen noch immer unter der Herrschaft [von] revolutionairen Köpfen und Herzen. Zudem ist noch so viele Gährung in unserm Vaterland, daß die Einheit der Helvetischen Bürger ein unerhaschbares Phantom seyn u. bleiben wird: u. so lange die ruhig überlegende Vernunft von Leidenschaft u. Partheysucht überschrieen wird, ist an keine Erhohlung u. an kein Wohl des Vaterlandes zudenken." "Der Friede mit dem Kaiser⁶⁰¹ scheint ja nun gemacht zuseyn, aber damit der Krieg der Menschheit nicht abgenohmen, da er nun auf andere Völker gewälzt wird: kaum mehr wird ein allgemeiner Friede auf der Erde entstehen: und da wird dem Menschenfreund seine Freüde über den – diesen – jenen Separatfrieden sehr getrübet." "Lavater⁶⁰² ist gestorben, u. mit ihm eine Hauptstüze der wahren christlichen Religiosität u. des wahren reinen Patriotisme eingesunken. Lavaters nicht mehr Hierseyn wird erst in der Folge der Zeit recht gefühlt werden.
Sein unbeschreiblich zahlreiches Leichenbegängniß, das Er hatte, u. die feyrliche Trauermusik, die die vorige Woche zum Andenken seiner gehalten ward,⁶⁰³ sind laut sprechende Beweisse, daß unser Volk einen religiosen Mann u. wahren Patrioten zuschäzen wisse: allso – wenns religiose ächt patriotische Führer hat, es über sie sich freüen köne, u. sich von ihnen leiten laße."