1.4.1805
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Montag den 1 April.

Heüte verreißte der Liebe2585
Kaspar Gessner (1780-1812), Sohn des Hans Caspar Gessner und der Bäbe, geb. Hess, Tapezierer.schliessen
wieder von uns, u. gieng an seine Berufsarbeit zurük: wir entließen ihn mit frohem Herzen über die bey uns von ihm verlebten Tage.
Heüte aß unser Knecht, der nun an die 7 Wochen an einem geschwollenen Kniee krank darniederlag, wieder das erste Mal bey uns am Tisch: er ist zwar noch schwach, doch vermag er wieder einige Schritte ohne die Krüke, die es bisher brauchen musste, gehen. Er hatte 7 saure Wochen; Anfangs fürchterliche Schmerzen, die sich aber Gottlob bald, nachdem er2586
Wohl zu ergänzen: die Medizin.schliessen
von Hrn. D. Lavater2587
Im Tagebuch vom 27.-31.5.1805 als Doktor im Waldreis bezeichnet; daher wahrscheinlich Heinrich Lavater (1768-1819), Sohn des Johann Caspar Lavater und der Anna, geb. Schinz, Bezirksarzt und Arzt am Zuchthaus in Zürich; HBLS IV, 636.schliessen
zubrauchen anfieng, verloren.
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Da ich diesen Nachmittag in der Töchter Repetierschuhle2588
Seit der "erneuerten Schul- und Lehr-Ordnung für die Schulen der Landschaft Zürich" von 1778, die die allgemeine Schulpflicht für Kinder vom 6. bis 12. Altersjahr einführte, folgte auf die Alltagsschule neu die Repetierschule, die bis zur Konfirmation an ein oder zwei Halbtagen besucht werden musste.schliessen
die Schriften durchgieng, übergaben mir ein paar Töchtern Dankbriefe an mich u. an den hiessigen Schuhlmeister,2589
Hans Heinrich Strikler, Schulmeister und Gemeindeschreiber (Secrétair) im Hirzel, aktiv von 1785-1810, dann von seinem Sohn Jakob abgelöst; vgl. Hauschronik, 49.schliessen
die mich sehr frappirten. Ich will sie um ihrer Naivität willen, u. zum Beweiß, daß es doch auch noch nachdenkende u. dankbare Kinder in meiner Gemeine habe, hieher kopieren.
1.
"Vielgeliebter Herr Pfarrer!
u. zugleich auch mein Herzgeliebter Schuhlmeister!
Weil ich hoffe, es sey das lezte Mal, daß ich zu ihnen in die Repetierschuhl komme, so finde ich mich schuldig, Ihnen schriftlich den innigsten Dank zuerweisen für das viele Gute, das sie mich gelehrt haben: weil ich aus mir selber viel zu schwach bin, so will ich es dem l[ieben] Gott überlassen, daß Er sie dafür belohne: doch wünsche ich von Grund meines Herzens, daß Gott, der ein Belohner des Guten ist, Ihnen die edle gewünschte Gesundheit verleihe, daß sie in ihrem Beruf, dazu Er sie berüft hat, weiter fürfahren mögen!
Es wolle eüch nun segnen
Gott Vater, Sohn u. Geist!
So kan eüch nichts begegnen,
Was Noth u. Uebel heißt!
Er laß es leichter bey eüch werden,
Geb eüch ein Himmel auf der Erden!
Dem ehrwürdigen Herrn Pfarrer
Dank ich ja insonderheit,
Der mir so viele viele Malen
Den schönsten Unterricht gezeigt.
Dem Schuhlmeister dank ich auch zugleich,
Und bitt ihn, daß er mir verzeih,
Wann ich ihn oft erzürnet hab,
So ists mir leid an diesem Tag!
Wie ist es dann mit mir,
Mein lieber Gott! bestellet?
Du hast dein theüres Wort
Auch auf mein Herz gestreüet:
Da bitt ich dich,
Du wollest bey mir bleiben,
Und durch dein kräftig Wort,
Das Bös mich laßen meiden!
Gott geb, daß ich den Unterricht,
Mein Lebenlang vergesse nicht;
[118] Daß er tief in mein Herz eindring,
Und hundertfältig Früchte bring!
Den 1 Tag April 1805.
Anna Schärer, auf der v. Höhe."
II.
"Noch einige Worte an Eüch, beyde Lehrer, Herrn Pfarrer u. Schuhlmeister!
Da ich nun im Begriff bin, das lezte Mal zu Eüch in die Repetierschuhle zukommen, fordert mich mein Gewißen auf, daß ich Eüch noch einen Dank ablege für die vielen u. manchen Unterrichtstunden, die ich von Eüch in Kirchen u. Schuhlen genoßen habe: für dieselben kan ich Eüch nicht genug danken: der Herr unser Gott wolle Eüch dafür segnen mit zeitlichem u. ewigem Segen! Ach daß diese Eüre Arbeit nicht vergeblich seye! Ihr habt mir auch gezeiget, was Religion heisse u. sey; der Herr unser Gott wolle Eüch weiter von Obenherab senden seinen heiligen u. guten Geist, daß Ihr noch lange das reine heilige Evangelium verkündigen könet, daß es allen denen Kraft gebe, die es hören; u. daß Gott mir auch die Gnad verleihe, darnach zu leben u. zuwandlen bis an mein Lebensend, daß ich mich je länger je mehr befleiße mich zuverhalten, daß es Gott, meinen Aeltern u. allen guten Menschen Freüde macht.
Datum den 1 Tag April 1805.
Barbara Schärer im Hirzel.

Diese beyden Töchtern sind Neokommunikanten, u. es scheint, als ob mein Unterricht, den ich ihnen gebe, gut auf sie wirken wolle: Gebe es Gott! u. nicht allein auf sie, sondern auf alle Uebrigen, die mich hören! es sind ihrer 41.
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