1.1.–31.1.1802
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Den 1 Jänner.
Jesus Christus – A u. O!
Jesus Christus – Anfang und Ende!
Jesus Christus – Erster u. Lezter!
Du warst heüte mein Neüjahrtext ...
Du
sollst der Text aller meiner diesjährigen Predigten seyn – wie Du der aller meiner bisherigen Predigten gewesen bist!

Jesus Christus!

Was soll ich dies Jahr für mich, für meine Haushaltung von Dir erwarten, hoffen, glauben?
Was von Dir erwarten, hoffen, glauben für meine nähesten Freünde und Freündinen, für meine Mitverehrer u. Anbether Deines Nammens?
Was erwarten von Dir, von Dir hoffen und glauben für meine Gemeine, für mein Vaterland, für Deine Menschheit u. Christenheit?
Ach, Heiliger! heilige uns!
Reiner, reinige uns!
Versöhner! versöhne uns!
Einiger! einige uns!
Lichter! lichte uns!
Wahrheitgeber! gieb Wahrheit uns!
Lebengeber! gieb Leben uns!
Deemüthiger! deemüthige uns!
Allherrscher! lehre dienen uns!
Allverlaügner! lehre verlaügnen uns!
Allliebender! lehre lieben uns!
Allweiser! Deine Weisheit lehre uns!
Allkindlicher! Deine Kindlichkeit gieb uns!
Alleinfachster! vereinfache uns!
Allertreüster! Mache Dir treü uns!

Am Ende dieses ersten Monats noch diese Anmerkung.
Der Revolutionisme meiner Gemeine will sich nun auch darin aüssern, daß die hiessigen Nachtbuben das Pfarrhaus besuchen wollen. Wirklich wagte es einer grad Anfangs dieses Jahrs, sich auf Nachtbuben-Art zumelden: er ward aber bald verscheücht. Und izt auf's End dieses Monats kamen mehrere, u. wollten die gleichen Versuche machen: ich konnte sie aber abtreiben damit, daß ich Lerm in der Nachbarschaft machte.
Die Frechheit, die die jungen Leüthe unsrer Tagen haben, gehet über alle Beschreibung, u. ihre wollüstige Gottlosigkeit kennet keine Schranken. Kaum war ich noch in einer peinlichern Lage. Ich musste denken: "Du hast auf das lezte Weyhnachtfest den Saamen der Religion in das Herz deiner aeltesten Tochter ausgestreüt, u. nun kommen diese Sodomsbuben, u. wollen den Saamen der Hurerey in das Herz deiner Tochter streüen."
Dies drang mich u. die l[ieben] Meinen zum Gebeth zu unserm Gott, daß Er uns da Hilfe u. Rettung sende, weil wir auf diese Art hier nicht mehr leben u. wohnen könten.
Dies drang mich aber auch, Hilfe u. Schuz bey der Gemeine u. bey der Munizipalität zusuchen. Erstere bezeügte doch allgemeines Missfallen, u. leztere ließ an einem Sontag öffentlichen verlesen, daß dergleichen nächtliche Unfugen der ganzen Gemeine zur grösten Schande gereiche, u. sie nun scharf darüber wachen wolle, um diese frechen Bursche zuentdeken.
Man sagte mir zur Milderung: "es seye gewiß nicht darum zuthun, um meine Töchtern zu verführen, sondern, um mir Verdruß zumachen." Ob ich aber das um diese Buben u. um meine ganze Gemeine verdient habe, das muß ich meinem Gott zu entscheiden übergeben. Er wird dennoch zu mir stehen, u. diesen frevlen nächtlichen Muthwill zustillen u. zudämmen wissen. Ich halte mich an Ihn u. an seine Zeügnisse, die sich noch immer erfüllt haben, wenn man fest auf sie vertraut hat. [Dok. 2]

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