1.1.1801
Es ist angebunden das neue Jahr an das alte ..
Angebunden ist das neüe Jahrhundert an das vorige.
Herr! mein Gott! ists wirklich das lezte Jahrhundert, das auf dieser alten Erde sein wird?
Eine meiner ersten Fragen beym Betretten dieses 19 Jahrhunderts ...
Darum, weil einsichtsvolle u. zugleich herzliche Liebhaber Deines Nammens u. Deines Reiches, Du mein Gott! Deine Wiederkunft in die 30 Jahre dieses Jahrhundert berechnet u. öffentlich in Druk dargegeben haben.528
Herr! was soll ich daraus machen? Dies ist meine zweite Frage im Anfang dieses Jahrhunderts, von dem ich unaussprechlich ahne, daß es wichtiger werden werde, als alle vorigen Jahrhunderte.
Große, enorme, fürtreffliche Dinge erwarte ich draussen in Deiner Natur, u. drinne in Deiner Menschheit u. Christenheit.
Nachdem, wie alles Religiose, Moralische u. Politische nun einmal einen Schwung hat, u. in einer Gährung liget, kan ich nichts anders absehen, als daß es Geburten entgegen gehet,529
Aber, Herr! u. das ist meine dritte Frage, die ich am Anfang dieses Jahrhunderts aufwerfe – verzeih mir meine Fragen! Aber, Herr! willst Du dann Deinen Verehrern nicht auch den verheissenen Eliam530 senden?
Ach, wir wähnten – Lavater werde der seyn, aber Er gehet ja hin zu seinem Ende! u. unter den uns bekannten Religionslehrern ist uns keiner bekant, der nun in die Fußstapfen dieses von uns scheidenden Arbeiters in Deinem Weingarten tretten könte.
Daher, u. das ist meine vierte Frage im Anfang dieses merkwürdig werdenden Jahrhunderts, muß dieser uns verheissene Elia nicht ein ganz von allen menschlichen Banden freyer Mensch seyn, der in keinen kirchlichen u. politischen Verhältnissen stehet? ein Mensch seyn, der ganz nur von Dir abhanget, in Dir u. von Dir lebt, u. hingehen u. wandeln kan, wohin er will, ohne einem Menschen, heisse der weltlicher oder geistlicher Prinzipal, Red u. Antwort dafür zugeben?
O auf einen oder zween solche warten wir – Herr! daß sie uns den Weg zeigen, welchen wir zu wandeln u. von dem wir nicht zuweichen haben weder zur Rechten noch zur Linken!
Sende Sie uns bald, daß wir getröstet werden in unsrer Hirtenlosigkeit! u. daß wir Muth bekommen in unsrer lezten Thränensaat!
Mit dem Anfang dieses neüen Jahrhunderts fange an – Herr! aus Deiner Verborgenheit hervorzutretten, ist es anders das Jahrhundert Deines Kommens!
Laß uns bald Deine Stimme, oder wenigstens die Stimme Deiner Herolden hören, daß wir unsre Lampen rüsten u. mit Froloken, Dir hinaus entgegen gehen!531
In diesem neüen Jahr u. im Anfang dieses Jahrhunderts lege Deinen Verehrern u. Anbethern an allen Orthen, wo sie in der Welt zerstreüt sind, das Wort nahe: "Weichet u. gehet mitten von ihnen weg u. söndert eüch ab, u. rühret kein Unreines an; so will ich eüch aufnehmen; u. ich will eüch anstatt eines Vaters seyn, u. ihr werdet mir anstatt der Söhnen u. Töchtern seyn – schreibt der Herr – der Allmächtige!"5322. Kor. 6,17f. : "Darum 'ziehet aus ihrer Mitte aus und sondert euch ab', spricht der Herr, und 'rühret nichts Unreines an, so will ich eüch aufnehmen'. Und 'ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein' spricht der Herr, der Allmächtige."schliessen
Angebunden ist das neüe Jahrhundert an das vorige.
Herr! mein Gott! ists wirklich das lezte Jahrhundert, das auf dieser alten Erde sein wird?
Eine meiner ersten Fragen beym Betretten dieses 19 Jahrhunderts ...
Darum, weil einsichtsvolle u. zugleich herzliche Liebhaber Deines Nammens u. Deines Reiches, Du mein Gott! Deine Wiederkunft in die 30 Jahre dieses Jahrhundert berechnet u. öffentlich in Druk dargegeben haben.528
In seiner Erklärung der Apokalypse hatte der schwäbische Pietist Johann Albrecht Bengel das Weltende auf das Jahr 1836 berechnet; Bengels Berechungen wurden von seinem Meisterschüler Friedrich Christoph Oetinger und von Philipp Matthäus Hahn übernommen, zirkulierten in den schwäbischen Pietistenkreisen und fanden etwa auch bei Jung-Stilling Lebensgeschichte, hg. von Gustav Adolf Benrath, 514 ihren Niederschlag; vgl. Martin H. Jung, 1836 – Wiederkunft Christi oder Beginn des Milleniums? in: Nachfolger, Visionärinnen, Kirchenkritiker. Theologie- und frömmigkeitsgeschichtliche Studien zum Pietismus, Leipzig 2003, 100f., 106-110.schliessen
Herr! was soll ich daraus machen? Dies ist meine zweite Frage im Anfang dieses Jahrhunderts, von dem ich unaussprechlich ahne, daß es wichtiger werden werde, als alle vorigen Jahrhunderte.
Große, enorme, fürtreffliche Dinge erwarte ich draussen in Deiner Natur, u. drinne in Deiner Menschheit u. Christenheit.
Nachdem, wie alles Religiose, Moralische u. Politische nun einmal einen Schwung hat, u. in einer Gährung liget, kan ich nichts anders absehen, als daß es Geburten entgegen gehet,529
Dieser Gedanke erscheint schon im Brief an Sabine Rietmann vom 4.11.1800.schliessen
wie noch keine auf der Erde geschehen. Aber, Herr! u. das ist meine dritte Frage, die ich am Anfang dieses Jahrhunderts aufwerfe – verzeih mir meine Fragen! Aber, Herr! willst Du dann Deinen Verehrern nicht auch den verheissenen Eliam530 senden?
Ach, wir wähnten – Lavater werde der seyn, aber Er gehet ja hin zu seinem Ende! u. unter den uns bekannten Religionslehrern ist uns keiner bekant, der nun in die Fußstapfen dieses von uns scheidenden Arbeiters in Deinem Weingarten tretten könte.
Daher, u. das ist meine vierte Frage im Anfang dieses merkwürdig werdenden Jahrhunderts, muß dieser uns verheissene Elia nicht ein ganz von allen menschlichen Banden freyer Mensch seyn, der in keinen kirchlichen u. politischen Verhältnissen stehet? ein Mensch seyn, der ganz nur von Dir abhanget, in Dir u. von Dir lebt, u. hingehen u. wandeln kan, wohin er will, ohne einem Menschen, heisse der weltlicher oder geistlicher Prinzipal, Red u. Antwort dafür zugeben?
O auf einen oder zween solche warten wir – Herr! daß sie uns den Weg zeigen, welchen wir zu wandeln u. von dem wir nicht zuweichen haben weder zur Rechten noch zur Linken!
Sende Sie uns bald, daß wir getröstet werden in unsrer Hirtenlosigkeit! u. daß wir Muth bekommen in unsrer lezten Thränensaat!
Mit dem Anfang dieses neüen Jahrhunderts fange an – Herr! aus Deiner Verborgenheit hervorzutretten, ist es anders das Jahrhundert Deines Kommens!
Laß uns bald Deine Stimme, oder wenigstens die Stimme Deiner Herolden hören, daß wir unsre Lampen rüsten u. mit Froloken, Dir hinaus entgegen gehen!531
Anspielung auf das Gleichnis der fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen, Mat. 25,1-13 .schliessen
In diesem neüen Jahr u. im Anfang dieses Jahrhunderts lege Deinen Verehrern u. Anbethern an allen Orthen, wo sie in der Welt zerstreüt sind, das Wort nahe: "Weichet u. gehet mitten von ihnen weg u. söndert eüch ab, u. rühret kein Unreines an; so will ich eüch aufnehmen; u. ich will eüch anstatt eines Vaters seyn, u. ihr werdet mir anstatt der Söhnen u. Töchtern seyn – schreibt der Herr – der Allmächtige!"532
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